Richter, die sich dümmer stellten, als sie gewesen sein dürften
Homer Adolph Plessy (1862–1925) wurde nicht zufällig von einer Gesellschaft zum Kampf gegen Rassendiskriminierung ausgewählt: Nach der zeitgenössischen Rassen-lehre war er ein "octoroon", zu sieben Achteln Weißer, zu einem Achtel Schwarzer.
Entgegen einem 1890 erlassenen Gesetz nahm Plessy am 7. Juni 1892 in einem für Weiße reservierten Eisenbahnwagon Platz. Daraufhin wurde er zu einer Geldstrafe von 25 Dollar verurteilt (Durchschnittseinkommen USA im Jahr 1900: 438 Dollar pro Jahr).
Gegen das Votum allein des Vorsitzenden Richters John Marshall Harlan (1833–1911) hielt der U.S. Supreme Court das Urteil der vorangegangenen Instanzen aufrecht, u.a. mit dem Argument, dass bei gleicher Ausstattung der Wagons keine Ungleichbehandlung stattfinde und der Gesetzgeber von Louisiana die Rassentrennung als einen Aspekt der öffentlichen Ordnung, nicht der Diskriminierung ansehe. Dumm stellten sich die Richter, Verhandlungsgrundsatz sei Dank, in dem Umstand, dass öffentliche Einrichtungen für "Schwarze" eben nie so gut aussahen wie jene für Weiße. Nachschauen wie gleich "equal" wirklich ist, wollte der SCOTUS hier erst wieder 1954.
Plessy v. Ferguson, 163 U.S. 537 (1896)
Martin Rath, Kritische Urteile des US-Bundesgerichts: . In: Legal Tribune Online, 20.11.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/21200 (abgerufen am: 18.11.2024 )
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