An seinem langjährigen Wirkungsort, der Universität zu Köln, ging noch 30 Jahre nach seinem Tod das Gerücht, dass Hans Carl Nipperdey (1895-1968) nach dem Zweiten Weltkrieg der CDU, seine Gattin hingegen der SPD beigetreten sei, um sich in der jungen Bundesrepublik nach beiden Seiten abzusichern.
Einfluss übte der Zivilrechtslehrer unter anderem über die legendäre Zahl seiner akademischen Schüler aus, von denen es hieß, dass Nipperdey "die jungen Herren" bei der Herstellung seiner Kommentare und Aufsätze zuarbeiten ließ: "Hier ruht Professor Nipperdey – diesmal wirklich er selbst", wurde zu seinen Lebzeiten über seinen künftigen Grabstein gespottet.
Als erster Präsident des 1954 gegründeten Bundesarbeitsgerichts prägte Nipperdey wesentliche Teile des Arbeitsrechts der Bundesrepublik mit, nicht zuletzt auf dem hochpolitischen Feld des Arbeitskampfrechts.
Was verschafft mehr Einfluss? Den mageren Artikel 9 Absatz 3 ins Grundgesetz gebracht zu haben? ("Das Recht, zur Wahrung und Förderung der Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen Vereinigungen zu bilden, ist für jedermann und für alle Berufe gewährleistet. Abreden, die dieses Recht einschränken oder zu behindern suchen, sind nichtig, hierauf gerichtete Maßnahmen sind rechtswidrig.") Oder diese Sätze durch erste, tragende Gerichtsentscheidungen in lebendes Recht umzusetzen?
Martin Rath, Einflussreich, jedenfalls bemerkenswert: . In: Legal Tribune Online, 11.01.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/18070 (abgerufen am: 15.11.2024 )
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