Die NS-Justiz war reich an Skandalen, das ist heute Allgemeinwissen. Doch welche Rechtsprobleme gaben etwa Anlass zum Überfall auf Polen? Und warum mochten sich Jurastudenten über den Krieg freuen? Ein Blick ins Groß- wie Kleingedruckte.
Über den Umfang des Pflichtfachstoffes wird oft geklagt, aktuell erneut eine Reform der Juristenausbildung diskutiert. Historische Examensthemen zeigen: Es ging auch etwas einfacher. Wären Sie vor 100 Jahren ein fähiger Jurist gewesen?
Die Juristensprache wird kaum je als poetisch empfunden, als pathetisch allenfalls, nicht aber als gefällig oder gar schön Damit geschieht ihr Unrecht, meint Roland Schimmel, wollten Juristen doch nur Kompliziertes greifbar machen.
Anwartschaften, Grundrechte und jede Menge Latein: Das Eigentum hat viele Facetten, die Juristen egal welcher Spezialisierung beherrschen sollten. Sie sind nämlich essenziell – und werden gerade deshalb gern im Examen abgefragt.
Ob und wie Justizunrecht im 20. Jahrhundert zum Examensstoff gemacht werden soll, ist noch offen. Ein unscheinbarer Beschluss vom 18. August 1959 zeigt, dass es schwer werden dürfte, der Geschichte gerecht zu werden.
Der Herr Reichspräsident hatte Erholungsurlaub nehmen müssen, während die Nationalversammlung weiter arbeitete: So wurde die Weimarer Verfassung am 11. August 1919 recht unprätentiös ausgefertigt. Das später zu feiern, gelang nicht gut.
Während die politische Justiz der antikommunistischen McCarthy-Ära in den USA einen fast popkulturellen Status hat, ist ein Mammut-Prozess aus dem Jahr 1944 völlig in Vergessenheit geraten. Kein Wunder: Er galt der "braunen Gefahr".
Historische Romane, in denen sich Londoner Lausbuben im Nahen Osten zum Medicus ausbilden lassen oder ehrbare Kaufmannsfrauen als Hexen verbrannt werden, gibt es zuhauf. Doch das ist nichts gegen einen echten Fall von Ketzerverfolgung.