Kritik an Staatsoberhäuptern: Maje­s­täts­be­lei­di­gung in der Geschichte

von Martin Rath

17.04.2016

Das Versprechen eines siegreichen Kampfes brach er, als er 1918 ins niederländische Exil floh. Brüche zeigte seine Popularität allerdings schon früher wegen homoerotischer Affären in Kreisen seines Hofs. Die deutschen Truppen sollten über die Chinesen kommen, wie einst die Hunnen, sprach er, weitere pompöse öffentliche Reden gingen voraus und sollten noch folgen: Dieser deutsche Fürst, seit 1888 König in Preußen und deutscher Kaiser, sorgte derart großzügig für schlechte Presse, dass manch heutiger Historiker bemüht ist, die guten Seiten Wilhelms II. (1859-1941) herauszustreichen.

Nachdem sich der Kaiser 1903 dazu ausgelassen hatte, er verstehe die Probleme der deutschen Arbeiter besser als jeder Sozialdemokrat, reagierte die linke SPD-Politikerin Rosa Luxemburg (1871-1919): "Der Mann, der von der guten und gesicherten Existenz der deutschen Arbeiter spricht, hat keine Ahnung von den Tatsachen." Wegen Majestätsbeleidigung wurde Luxemburg daraufhin zu drei Monaten Gefängnis verurteilt, von denen sie sechs Wochen absaß.

Elf Jahre später stimmten ihre Genossen aus der Reichstagsfraktion der Kriegsfinanzierungsvorlage der kaiserlichen Regierung zu. Vielleicht hatte der preußische Fürst das Proletariat doch besser verstanden als die Genossin Luxemburg.

Zitiervorschlag

Martin Rath, Kritik an Staatsoberhäuptern: . In: Legal Tribune Online, 17.04.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/19104 (abgerufen am: 12.11.2024 )

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