4/10: 1948 - Das Attentat auf Christos Ladas
Ein Anwalt sollte seine Mandanten kennen.
Christos Ladas, geboren 1891 in Athen, war seit 1912 zur Anwaltschaft zugelassen und übernahm im August 1925 und Februar 1926 die Verteidigung von Führern der Kommunistischen Partei Griechenlands (Kommounistikó Kómma Elládas, kurz: KKE).
Er selbst engagierte sich in der liberalen Partei des Eleftherios Venizelos (1864–1936) und avancierte zum Parlamentsabgeordneten. Nach Ende der deutschen Besatzung wurde Ladas erneut ins Parlament gewählt und zum Justizminister der zweiten Nachkriegsregierung unter Ministerpräsident Themistoklis Sofoulis (1860–1949). Griechenland war zwischen März 1946 und Oktober 1949 Schauplatz eines Bürgerkrieges zwischen kommunistischen und anderen linken Kräften auf der einen, Regierungs- und rechtsgerichteten Kräften auf der anderen Seite.
Ein im Jahr 1947 erlassenes Verbot der KKE verantwortete Ladas mit. In Reaktion darauf wurde der Justizminister am 1. Mai 1948 vom kommunistischen Attentäter Efstratios Moutsoyiannis nach dem Besuch eines Karsamstag-Kirchgangs durch ein Handgranaten-Attentat ermordet.
Moutsoyiannis und acht mutmaßliche Tatgenossen wurden bereits am 21. Juni zum Tod verurteilt. Sechs von ihnen wurden, anders als der Haupttäter, vier Tage später hingerichtet.Damit nicht genug. Bereits vier Monate nach Beginn des Bürgerkrieges waren die ersten aus politischen Gründen Inhaftierten standrechtlich erschossen worden. Im Verlauf des Bürgerkriegs sollten von rund 7.000 Todesurteilen zwischen geschätzt 3.000 und 5.000 Menschen hingerichtet werden.
Allein in den zehn Tagen nach der Ermordung von Christos Ladas wurden, so der Historiker Polymeris Voglis, 109 politische Gefangene zur Vergeltung für den Tod des Justizministers hingerichtet.
Martin Rath, 100 Jahre Rechts- und Justizgeschichte: . In: Legal Tribune Online, 01.01.2018 , https://www.lto.de/persistent/a_id/26235 (abgerufen am: 24.11.2024 )
Infos zum Zitiervorschlag