LG Würzburg zu Autobahnschützen: "Von ihm ging eine tödliche Gefahr aus."

30.10.2014

Der Autobahnschütze aus der Eifel, der von seiner Fahrerkabine aus immer wieder auf andere Lastwagen geschossen hat, muss für zehn Jahre und sechs Monate ins Gefängnis. Das LG Würzburg verurteilte den 58 Jahre alten Fernfahrer am Donnerstag wegen vierfachen versuchten Mordes, gefährlicher Körperverletzung und vorsätzlichen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr.

Er wollte seinem Ärger Luft machen. Hunderte Male schießt ein Fernfahrer deshalb während der Fahrt auf Lastwagen und spürt sofort eine gewisse Genugtuung. Doch Querschläger treffen auch Autos. Seinetwegen kommen mehrere Menschen nur knapp mit dem Leben davon. Jahrelang sucht die Polizei den Schützen, der es vor allem auf Autotransporter abgesehen hat. Mehr als 700 Schüsse registrieren die Ermittler zwischen 2008 und 2013. Doch sie fahnden ohne Erfolg. Erst dank der massenhaften Erfassung von Autokennzeichen an sieben Autobahnabschnitten kommen sie ihm auf die Spur.

Jetzt ist der 58 Jahre alte Mann aus der Eifel zu einer Haftstrafe von zehneinhalb Jahren unter anderem wegen vierfachen versuchten Mordes verurteilt worden. Die Kammer könne "Selbstjustiz auf deutschen Autobahnen" nicht dulden, sagt der Vorsitzende Richter Burkhard Pöpperl zur Urteilsverkündung (Urt. v. 30.10.2014, Az. 801 Js 9341/13). Der Angeklagte hatte die Schüsse zugegeben und beteuert, er habe immer nur auf die Anhänger geschossen und nie jemanden verletzen wollen.

Fahndungserfolg dank Kennzeichen-Erfassung

Dem widersprach die Strafkammer des Landgerichts (LG) Würrzburg entschieden. "Fehlschüsse, Durchschüsse waren nicht ausgeschlossen und wurden von Ihnen bewusst in Kauf genommen", sagt Pöpperl. Er habe "um ein Haar ein Leben ausgelöscht". Sein Handeln sei heimtückisch gewesen. Davon sind die Richter überzeugt. Der Fernfahrer schoss aus dem Verborgenen, zum Teil über mehrere Fahrspuren und einige hundert Meter hinweg. Er habe "Russisch Roulette" gespielt. "Von ihm ging eine tödliche Gefahr aus."

Trotz der Vielzahl der Schüsse liefen alle Ermittlungen zunächst ins Leere. Unter den Lkw-Fahrern ging die Angst um. Die Polizei verteilte Handzettel und warnte vor dem unbekannten Schützen. Der Präsident des Bundeskriminalamtes, Jörg Ziercke, nutzte sogar die Fernsehsendung "Aktenzeichen XY" und lobte eine Belohnung von 100.000 Euro für erfolgreiche Hinweise aus. Doch die blieben aus. Schließlich setzten die Ermittler auf die Automatische Kennzeichen-Erfassung, denn Maut-Daten dürfen sie nicht auswerten. Millionen von Kennzeichen wurden für zehn Tage gespeichert und im Falle eines Schusses ausgewertet. Und das brachte endlich den langersehnten Treffer.

dpa/age/LTO-Redaktion

Zitiervorschlag

LG Würzburg zu Autobahnschützen: . In: Legal Tribune Online, 30.10.2014 , https://www.lto.de/persistent/a_id/13651 (abgerufen am: 16.11.2024 )

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