Nach Zensurvorwürfen: Katholische Kirche will Unterlassungserklärung von Christian Pfeiffer

10.01.2013

Im Streit um die Deutungshoheit über das Scheitern einer Studie zum Missbrauch von Kindern in der katholischen Kirche soll jetzt eine Unterlassungserklärung für vorläufige Ruhe sorgen. Dem ursprünglich mit der Ausarbeitung der Studie beauftragten Hannoveraner Kriminologen Pfeiffer ging eine solche zur Unterzeichnung zu.

Der Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) Christian Pfeiffer hatte der Kirche die Vernichtung von Missbrauchsakten und Zensur vorgeworfen. Weil dies falsch sei, forderte ihn die Deutsche Bischofskonferenz nun auf, diese Worte in dem Zusammenhang nicht mehr zu benutzen.

Die Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hatte von dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) Robert Zollitsch zuvor verlangt, den Vorwurf der Zensur schnell aus der Welt zu schaffen. Ob sie damit die Unterzeichnung einer Unterlassungserklärung gemeint hatte, ist allerdings unklar.

Im Juli 2011 hatten der Verband der Diözesen Deutschlands (VDD) und das Institut ein Forschungsprojekt zum sexuellen Missbrauch durch Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige vereinbart. Geplant waren eine schriftliche Befragung sämtlicher auffindbarer Opfer, eine bis 1945 zurückreichende Aktenanalyse zu den Missbrauchstaten und der Bearbeitung dieser Fälle durch die Kirche sowie Interviews mit Opfern und Tätern.

Bischofskonferenz: Verhältnis zerrüttet

Ende des Jahres 2011 waren nach Angaben des KFN allerdings Forderungen innerhalb der Bischofskonferenz laut geworden, die Forschungsergebnisse weitergehend als bislang vereinbart kontrollieren zu dürfen. So sollte der Kirche zumindest ein Vetorecht aus wichtigem Grund eingeräumt werden. Das KFN lehnte diesen Vorschlag unter Hinweis auf die Freiheit wissenschaftlicher Forschung ab. Zudem rügte das KFN, es sei zu Aktenvernichtungen in Missbrauchsfällen gekommen.

Wie am Mittwoch bekannt wurde, kündigte der VDD das Projekt nun vorzeitig.

Bischof Stephan Ackermann als Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für Fragen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger im kirchlichen Bereich führte als Grund für die Kündigung an, das Vertrauensverhältnis zwischen dem Direktor des Instituts und den deutschen Bischöfen sei zerrüttet. Dies sei aber für ein so umfangreiches und sensibles Projekt unverzichtbar. Er bekräftigte den Willen der Bischofskonferenz an einer weiteren umfassenden Aufklärung. Zudem sei er zuversichtlich, dass sie schon bald das Forschungsprojekt mit anderen Partnern in Angriff nehmen könnten.

Pfeiffer überlegt nach eigenen Angaben noch, ob er die Unterlassungserklärung unterzeichnet.

blü/LTO-Redaktion

Mit Materialien der dpa.

Zitiervorschlag

Nach Zensurvorwürfen: . In: Legal Tribune Online, 10.01.2013 , https://www.lto.de/persistent/a_id/7944 (abgerufen am: 20.11.2024 )

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