Eine Frau aus dem Odenwald soll in mehr als 30 Verfahren als Anwältin aufgetreten sein, ohne das Jurastudium jemals abgeschlossen zu haben. Ein niedergelassener Rechtsanwalt hatte ihr Vollmachten für die Vertretung seiner Mandanten ausgestellt, die von den Gerichten stets akzeptiert wurden. Nun laufen Ermittlungen gegen beide Personen.
Wie die Polizei Unterfranken und die Staatsanwaltschaft Aschaffenburg mitteilen, soll eine 40 Jahre alte Frau seit April dieses Jahres in mehr als 30 Verfahren, nach derzeitigem Ermittlungsstand überwiegend beim Amtsgericht, als Anwältin aufgetreten sein. Sie habe zwar nachweislich ein Jurastudium begonnen, teilte die Polizei Unterfranken mit, dieses aber nie zum Abschluss gebracht.
Dass es sich bei der Frau nicht um eine ausgebildete Juristin handelt, war bei den Gerichten offenbar unbemerkt geblieben. Nach bisherigen Erkenntnissen habe sie sich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen bei einem niedergelassenen Rechtsanwalt Vollmachten für die Vertretung von Mandanten ausstellen lassen. Diese hätten die Gerichte regelmäßig geprüft, jedoch keine Auffälligkeiten festgestellt, so die Mitteilung der Polizei. Derzeit sei Gegenstand der Ermittlungen, warum der Rechtsanwalt die Vollmachten ausgestellt hatte.
Die Staatsanwaltschaft Aschaffenburg ermittelt wegen Missbrauchs von Titeln. Auf ihren Antrag seien Durchsuchungsbeschlüsse für die Frau und den Anwalt, der im Kreis Miltenberg tätig sein soll, erlassen worden. Bereits in der vergangenen Woche haben die Ermittler die Räumlichkeiten der beiden Personen durchsucht.
una/LTO-Redaktion
In 30 Verfahren als Anwältin ausgegeben: . In: Legal Tribune Online, 10.11.2014 , https://www.lto.de/persistent/a_id/13756 (abgerufen am: 05.11.2024 )
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