Anders als in Deutschland dürfen Gerichtsverhandlungen in den USA gefilmt und im TV übertragen werden. Eine Ausnahme davon bilden die Prozesse vor dem Supreme Court. Um die Fernsehberichterstattung über das höchste amerikanische Gericht kurzweiliger zu gestalten, ist der Comedian John Oliver auf eine geniale Idee verfallen.
"Ton- und Fernseh-Rundfunkaufnahmen sowie Ton- und Filmaufnahmen zum Zwecke der öffentlichen Vorführung oder Veröffentlichung [des Inhalts von Gerichtsverhandlungen] sind unzulässig", so steht es in § 169 S. 2 Gerichtsverfassungsgesetz geschrieben. Ob diese Regelung wirklich gelungen ist, darüber kann man streiten: Nicht zuletzt das Fehlen authentischer Prozessaufnahmen dürfte lange Jahre Verdummungsformaten à la Richter Alexander Hold und Richterin Barbara Salesch den Nährboden bereitet haben. Auch der schier endlose Streit über Presseplätze beim NSU-Prozess wäre wohl weniger erbittert geführt worden, wenn eine Übertragung des Verfahrens gewährleistet gewesen wäre.
Dass es auch anders geht, stellt der Blick über die Grenzen unter Beweis: Das Verfahren gegen Oscar Pistorius etwa lief in Südafrika im TV, in England ist das Filmen vor Gericht seit 2012 gestattet, und in den USA werden schon seit Jahrzehnten diverse große Verfahren – etwa das berühmte Mordverfahren gegen O.J. Simpson – im Fernsehen übertragen. Eine Ausnahme hierzu bildet jedoch seit jeher der Supreme Court, dessen Tore für Kameras verschlossen bleiben. Hier müssen die Sender sich mit Zeichnungen begnügen, über die ein Audio-Mitschnitt gelegt wird.
Eine nicht ganz ernst gemeinte, aber brillant umgesetzte Idee zur Revolutionierung der Supreme-Court-Berichterstattung hatte nun der Comedian John Oliver. In seiner Show "Last Week Tonight" stellte er einige Szenen aus einem Verfahren des Supreme Courts nach, wobei die komplette Richterbank mit Hunden besetzt ist. Klingt albern? Ist es auch. Und gerade deshalb unbedingt sehenswert.
Auf dem YouTube-Kanal seiner Show stellt Oliver weiteres Rohmaterial zur Verfügung, das jeden der "Richter" jeweils in Nahaufnahme zeigt: Justice Kennedy in Denkerpose, Justice Kagan in höchster Aufregung, Justice Scalia leicht entnervt. Natürlich dürfen auch zwei Gerichtsreporter (ebenfalls Hunde) sowie eine Gans als Assistentin und ein Stenografie führendes Huhn nicht fehlen.
Constantin Baron van Lijnden, Verhandlungen mit Hunden nachgestellt: . In: Legal Tribune Online, 21.10.2014 , https://www.lto.de/persistent/a_id/13545 (abgerufen am: 20.11.2024 )
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