Wer meint, schamlose Anwaltswerbung à la Saul Goodman sei für fiktive Gestalten reserviert, den belehrt Daniel Muessig eines besseren. Der Strafverteidiger aus Pittsburgh bewirbt seine Dienste im Auftrag von Verbrechern jeder Couleur so offensiv, dass sein Breaking-Bad-Kollege im Vergleich wie eine Gallionsfigur gelebter Berufsethik erscheint.
Der erste Teil von Muessigs Spot zeigt Drogendealer, Einbrecher, Schläger und sonstige Straftäter, die ungestört ihrem Handwerk nachgehen können – dank der Dienste von Muessig, dem sie ein lautstarkes "Thanks, Dan!" entgegenrufen. Und auch "Dan" selbst scheut keineswegs den Schulterschluss mit seiner Mandantschaft, versichert vielmehr, mit ihnen gedanklich ganz auf einer Wellenlänge zu liegen: "Glaubt mir, ich habe vielleicht eine Anwaltszulassung, aber ich denke wie ein Krimineller".
Ins Groteske überzeichnet ist nicht nur die Amoral, mit der Muessig zu arbeiten behauptet, sondern auch so ziemlich alles andere an dem Video. Hier die Schwarz-Weiß-Fotos bekannter Mafia-Paten, dort ins Bild fahrende Panzer, Boxhandschuhe und Dollarnoten. Dass Muessig die Echtheit seines Angebots mit dem animierten Schriftzug "Real Defense Attorney" in Erinnerung ruft, fällt da fast schon nicht mehr ins Gewicht.
Constantin Baron van Lijnden, Anwaltswerbung in den USA - Teil 2: . In: Legal Tribune Online, 10.04.2014 , https://www.lto.de/persistent/a_id/11662 (abgerufen am: 22.11.2024 )
Infos zum Zitiervorschlag