Für Martin Winterkorn, den ehemaligen Vorstandschef von Volkswagen, wird es ernst: Wegen des Abgasskandals wollen ihm Ermittler in den USA den Prozess machen. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 25 Jahre Haft und eine hohe Geldstrafe.
Das US-Justizministerium machte die Anklage gegen Martin Winterkorn am Donnerstag bekannt – ein bemerkenswerter Zeitpunkt, denn beinahe gleichzeitig endete die Hauptversammlung des VW-Konzerns in Berlin. Dort hatte der neue Vorstandsvorsitzende Herbert Diess einen konsequenten Kulturwandel versprochen und darüber geredet, dass VW "anständiger" werden müssen.
Für die Bemühungen um ein besseres Image ist die Anklage gegen Winterkorn jedoch ein herber Rückschlag. Bislang hatte VW stets versucht, den Abgasskandal als das Werk von Mitarbeitern in unteren Rängen darzustellen. Dass jetzt der ehemalige Konzernchef auf die Anklagebank soll, passt nicht zu dieser Version.
Winterkorn wird Betrug vorgeworfen - er soll außerdem Teil einer Verschwörung zum Verstoß gegen US-Umweltgesetze gewesen sein. So geht es aus einer erweiterten Anklageschrift hervor, die vom zuständigen Gericht in Detroit im US-Bundesstaat Michigan veröffentlicht wurde. Dem 70-Jährigen drohen einem Gerichtssprecher zufolge im Fall einer Verurteilung bis zu 25 Jahre Haft und eine Geldstrafe von maximal 275.000 Dollar.
Die US-Behörden vermuten Winterkorn laut Justizkreisen in Deutschland. Demnach hat die Anklage gegen ihn vorerst keine direkten Auswirkungen, weil Deutschland seine Staatsbürger nicht ausliefert (Art. 16, Abs. 2 Grundgesetz).
Winterkorn war im September 2015 von seinem Amt zurückgetreten, kurz nachdem US-Behörden Abgasmanipulationen von Millionen Dieselautos bei VW aufgedeckt hatten. VW hatte nur mit einer Schummel-Software Schadstoff-Grenzwerte eingehalten. Winterkorn hatte aber betont, sich keines Fehlverhaltens bewusst zu sein.
VW musste wegen des Skandals in den USA bereits Strafen in Milliardenhöhe zahlen. Die US-Justizbehörden hatten zuvor bereits Strafanzeigen gegen acht amtierende und frühere Mitarbeiter des VW-Konzerns gestellt. Zwei von ihnen wurden bereits zu mehrjährigen Haftstrafen und hohen Geldbußen verurteilt.
Gegen Winterkorn und andere Manager wird auch in Deutschland ermittelt. Zum einen wegen des Anfangsverdachts des Betruges, zum anderen wegen Marktmanipulation. Anleger klagen auf Schadensersatz in Milliardenhöhe, weil die VW-Aktie nach Bekanntwerden des Skandals auf Talfahrt ging. Die Manager sollen die Finanzmärkte im Herbst 2015 zu spät über den Abgasskandal informiert haben. Der Konzern betont stets, dies rechtzeitig getan zu haben.
dpa/ah/LTO-Redaktion
Dieselskandal: . In: Legal Tribune Online, 04.05.2018 , https://www.lto.de/persistent/a_id/28457 (abgerufen am: 15.11.2024 )
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