Nestlé steigt bei Ankerkraut ein
Der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé wird Mehrheitseigner bei dem Gewürzhersteller Ankerkraut. Das Management bleibt im Unternehmen, die Gründer halten weiterhin eine Minderheitsbeteiligung.
Die Erfolgsgeschichte von Ankerkraut begann im Jahr 2016 mit einem Auftritt in der TV-Sendung "Höhle der Löwen". Die beiden Gründer Anne und Stefan Lemcke konnten Investor Frank Thelen von ihrer Geschäftsidee überzeugen, Thehlen sicherte sich 20 Prozent der Anteile für 300.000 Euro.
Das 2013 gegründete Unternehmen entwickelte sich in der Folge zu einem deutschen Vorzeige-Startup mit rasantem Umsatzwachstum, einer kräftigen Erweiterung des Sortiments und der Expansion nach Österreich und in die Schweiz.
Nestlé steigt ein, EMZ steigt aus
Eindruck hinterließ das Gründerpaar offenbar auch bei dem Management von Nestlé. Die Schweizer haben sich eine Mehrheitsbeteiligung an Ankerkraut gesichert. Der Konzern übernimmt Anteile von bisherigen Investoren und den Gründern, die zukünftig eine Minderheitsbeteiligung halten werden.
Von Nestlé heißt es in einer Mitteilung, man sei überzeugt, dass beide Beteiligten viel voneinander lernen könnten: "Etwa, wie Marken aufgebaut werden, Trends aufgegriffen und Innovationen entstehen, oder wie ein Portfolio erfolgreich wachsen kann." Nachdem zum Ende des vergangenen Jahres der Einstieg von Kraft Heinz bei Just Spices verkündet wurde, widmet sich der nächste große Nahrungsmittelkonzern der Welt der Gewürze.
Für den Investor EMZ Partners, der 2020 in Ankerkraut investiert hatte, ist der Anteilsverkauf mit einem lukrativen Exit verbunden. Es ist zudem der erste seiner Art für die Deutschlandsparte der europaweit tätigen Beteiligungsgesellschaft. Auf das eingesetzte Kapital wurde nach Angaben von EMZ ein Multiple of Money deutlich jenseits von 2,0 erwirtschaftet.
Ankerkraut erntet Kritik
Man wolle Wachstum und Professionalisierung von Ankerkraut weiter vorantreiben, teilen die Gründer zu ihrer Motivation für den Deal mit. Das geht nach ihrer Einschätzung offenbar am besten mit einem internationalen Schwergewicht an der Seite. Für die Verkündung der Nachricht nutzte Ankerkraut unter anderem Twitter, wo es nicht lange dauerte, bis ein veritabler Shitstorm aufzog.
Die Street Credibility in der Gewürzszene scheint verloren: Zahlreiche Fans des Unternehmens und auch Influencer, die in der Vergangenheit mit dem Unternehmen kooperiert hatten, stören sich am Käufer und kündigten Ankerkraut umgehend die Freundschaft.
Zu den finanziellen Details wurde Stillschweigen vereinbart. Der Vollzug der Transaktion steht unter dem üblichen Vorbehalt der kartellrechtlichen Freigabe.
Kanzleien & Köpfe
Latham & Watkins hat die bisherigen Gesellschafter der Ankerkraut Holding, darunter Stefan Lemcke, das Senior Management-Team, Freigeist Capital, Knälmann Ventures und das europäische Private-Equity-Unternehmen EMZ Partners im Rahmen der Transaktion beraten.
Erneut war dabei ein Team um den Münchener Partner Burc Hesse tätig, das EMZ bereits im Juli 2020 beim Erwerb einer Beteiligung an Ankerkraut beraten hatte. Latham & Watkins hat das deutsche Team von EMZ in den letzten zwei Jahren auch bei weiteren Investitionen unterstützt, zuletzt bei der Mehrheitsbeteiligung an Hermann Pipersberg.
EMZ Partners ließ sich darüber hinaus nach eigenen Angaben von Houlihan Lokey, Deloitte und der Munich Strategy Group beraten.
Auf Seiten von Nestlé war White & Case im Mandat und hat zum Erwerb der Mehrheitsbeteiligung an Ankerkraut und dem Abschluss einer entsprechenden Gesellschaftervereinbarung beraten.
Es agierte ein Team, das Nestlé regelmäßig berät, unter Federführung der Frankfurter Partnerin Ingrid Wijnmalen.
Ein Jahr. Neun Themen. Neun Texte.: . In: Legal Tribune Online, 23.12.2022 , https://www.lto.de/persistent/a_id/50478 (abgerufen am: 23.11.2024 )
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