Hausfeld: US-Kanzlei greift Volks­wagen an

von Dr. Anja Hall

16.03.2016

Im Abgas-Skandal mehren sich für Volkswagen die juristischen Baustellen. Nun will auch der US-Staranwalt Michael Hausfeld in Deutschland gegen den Autobauer vorgehen. Seine Kanzlei hat zum Jahresbeginn ein Büro in Berlin eröffnet.

Der Druck auf den Volkswagen-Konzern in der Affäre um Abgasmanipulationen nimmt zu. Nachdem kürzlich eine Gruppe institutioneller Investoren vertreten durch den bekannten Anlegeranwalt Andreas Tilp eine Schadensersatzklage auf 3,255 Milliarden Euro beim Landgericht (LG) Braunschweig eingereicht hat, mischt nun auch die Kanzlei des renommierten US-Anwalts Michael Hausfeld mit.

In einem Schreiben an den Vorstandsvorsitzenden von VW, Matthias Müller, fordern Hausfeld und der Leiter des deutschen Kanzlei-Standorts Christopher Rother ein Treffen mit der Spitze des Automobilkonzerns innerhalb der kommenden zwei Wochen. VW müsse im Abgas-Skandal alle Fakten auf den Tisch legen, heißt es in dem Schreiben, aus dem die dpa zitiert. Zuvor hatten das Handelsblatt und die Süddeutsche Zeitung darüber berichtet. Die Kanzlei sei von deutschen Kunden und Unternehmen beauftragt worden, ihre Rechte in Verbindung mit dem Kauf von VW-, Audi-, Seat- und Škoda-Fahrzeugen wahrzunehmen.

Rother und Hausfeld fordern den VW-Chef dazu auf, "einen Prozess zwischen dem Konzern und seinen Kunden in Deutschland und Europa zu starten", der in einem frühen und für alle zufriedenstellenden Abschluss enden könne. Beobachter werten dies als Bereitschaft zu einem Vergleich.

Bahn-Kartellrechtler Rother leitet deutschen Hausfeld-Standort

Hausfelds Kanzlei ist auf Sammelklagen spezialisiert und spielte etwa im Verfahren um die Entschädigung der NS-Zwangsarbeiter in Deutschland eine wichtige Rolle. Chairman und Kanzleigründer Michael Hausfeld gilt als einer der renommiertesten Litigator in den USA. Seit Jahresbeginn ist die Kanzlei auch in Deutschland vertreten, Managing Partner für Deutschland ist Christopher Rother. Rother hat sich als langjähriger Leiter der Kartellrechtsabteilung bei der Deutschen Bahn AG einen Namen gemacht hat, insbesondere bei der Durchsetzung und Geltendmachung von Kartellschadensersatzsprüchen.

Hausfeld finanziert ihre Deutschland-Expansion auf eine ungewöhnliche Weise: Die Kanzlei und der Prozessfinanzierer Burford Capital haben eine Vereinbarung geschlossen, wonach Burford mindestens 30 Millionen Euro für die Finanzierung von Rechtsstreitigkeiten deutscher Mandanten bereitstellen will. Im Gegenzug eröffnet Hausfeld den neuen Standort in der deutschen Hauptstadt. Das von Burford bereitgestellte Budget dürfte nach Angaben von Hausfeld das bislang größte Prozessfinanzierungsvolumen für diese Zwecke am deutschen Markt darstellen.

Hausfeld und Burford hatten schon bei der Ankündigung des Deutschlandstarts mitgeteilt, dass man bei der juristischen Aufarbeitung des Abgas-Skandals eine wichtige Rolle spielen wolle.

Mit Material von dpa

Beteiligte Kanzleien

Zitiervorschlag

Anja Hall, Hausfeld: . In: Legal Tribune Online, 16.03.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/18802 (abgerufen am: 21.11.2024 )

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