2/2: Droht Gefahr von Seiten der EU?
Klar, die WP-Anwälte punkten seit jeher besonders bei internationalen Mandaten. Sie glänzen dann, wenn die Expertise aus verschiedenen Ländern gefragt ist und das WP-eigene Netzwerk nützt. Doch aufgrund der allgemeinen Internationalisierung des Anwaltsmarkts in Deutschland ist dies längst kein Alleinstellungsmerkmal mehr.
Ohnehin muss sich zeigen, ob die Zeiten für WP-Gesellschaften und deren Rechtsberatung weiterhin so günstig bleiben. Die EU Audit-Reform, die eine schärfere Trennung zwischen Abschlussprüfung und Rechtsberatung vorsieht, wird erhebliche Auswirkungen auf das Geschäftsmodell multidisziplinärer Gesellschaften haben.
Die Reform sieht für Unternehmen des öffentlichen Interesses, zum Beispiel börsennotierte Konzerne, Versicherungen oder Banken, eine Pflichtrotation vor sowie die Trennung von Prüfung und Beratung. Hierin liegt Chance und Risiko zugleich: So erhoffen sich die WP-Gesellschaften, dass sich zahlreiche Unternehmen Alternativen zu ihren bisherigen Abschlussprüfern suchen und sie neue Mandanten gewinnen. Die Kehrseite: Mandatsbeziehungen dürften deutlich volatiler werden.
Am langen Arm des internationalen Managements
Zur Strategie der Rechtsberatungszweige gehört auch, dass sich eigenständig im Markt positionieren und nicht mehr nur als Anhängsel der WP-Gesellschaft wahrgenommen werden wollen.
Deloitte Legal etwa kümmert sich aktuell um die Unternehmenskultur und Qualitätssicherung, KPMG Law setzt sich mit Weiterbildungs- und Vergütungsmodellen auseinander. Strategisch möchte letztere ein weiteres Stammfeld klassischer Anwaltskanzleien in Angriff nehmen und sich verstärkt um Familienunternehmen bemühen. Außerdem soll der Energiebereich ausgebaut werden. Das Management von Deloitte Legal konzentriert sich auf regulierte Branchen wie Energie und Finanzen, außerdem stehen dort Datenschutz- und IT-Themen ganz oben auf der Agenda.
Doch letztlich hängen die Entscheidungen für den deutschen Markt bei vielen WP-Gesellschaften von einem internationalen Management ab. Manche investieren hierzulande, andere lassen das Geschäft mit angezogener Handbremse laufen. So hat beispielsweise PwC im vergangenen Herbst bekannt gegeben, dass sieben kleinere deutsche Standorte geschlossen werden sollen. Betroffen sind auch drei Standorte der bislang so expansiven PwC Legal.
Die Zeiten haben sich schon immer geändert.
Désirée Balthasar, Rechtsberatung der WP-Gesellschaften: . In: Legal Tribune Online, 18.04.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/19120 (abgerufen am: 02.11.2024 )
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