Wulff-Prozess: Staatsanwaltschaft will Glaeseker als Zeugen

09.01.2014

Die Staatsanwaltschaft Hannover will sich im Korruptionsprozess gegen Ex-Bundespräsident Christian Wulff noch nicht geschlagen geben. Sie will sieben weitere Zeugen hören. Unter den Genannten ist auch Wulffs Ex-Sprecher Olaf Glaeseker - als wohl letzter Trumpf der Anklage.

Als Oberstaatsanwalt Clemens Eimterbäumer am Donnerstag im Korruptionsprozess gegen Ex-Bundespräsident Christian Wulff die Vernehmung des einstigen Sprechers und ehemals engsten Vertrauten beantragt, wird es im Saal 127 des Landgerichts (LG) Hannover für einen kurzen Moment ganz still. Auch der bis dato gut aufgelegte und gerne lächelnde Wulff blickt plötzlich ernst zu Boden. Denn bis zum schlagzeilenträchtigen Rauswurf Glaesekers im Dezember 2011 waren beide Männer praktisch untrennbar. Wo immer rund um den Erdball Wulff auftrat, war Glaeseker nicht weit - egal ob in Wulffs Zeit als niedersächsischer Regierungschef oder später als Staatsoberhaupt.

Jetzt soll Glaeseker, gegen den seit einigen Wochen an gleicher Stelle ebenfalls ein Korruptionsprozess wegen möglicher Bestechlichkeit läuft, für die Staatsanwaltschaft das baldige Ende des Wulff-Prozesses verhindern. Denn bislang hatte die Strafkammer um Richter Frank Rosenow keinen Hehl daraus gemacht, das seit Mitte November laufende Verfahren rapide abkürzen zu wollen. Noch im Januar sollte das Urteil fallen, hatte der Richter erst in der vergangenen Woche betont. Ursprünglich war dies für April vorgesehen.

Freispruch wahrscheinlicher als Verurteilung

Beobachter hatten nach dem Prozessverlauf zudem bisher vermutet, dass ein Freispruch Wulffs derzeit deutlich wahrscheinlicher ist als eine Verurteilung. Denn Beweise oder belastende Zeugenaussagen für die in der Anklage formulierte Vorteilsannahme suchte man bislang vergebens.

Eimterbäumer setzt also große Hoffnungen in seinen vermutlich letzten Trumpf Glaeseker, den er am Donnerstag für viele unerwartet wie ein Ass aus dem Ärmel zog. "Die Anhörung im Prozess ist entscheidend, weil sie zeigt, auf welche Weise Wulff den Wünschen Groenewolds gefolgt ist", betonte er. Glaeseker sei 2008 sowohl mit Wulff als auch mit dem mitangeklagten Filmfinancier David Groenewold freundschaftlich verbunden gewesen. Deshalb könne er nach wie vor offene Fragen zu den Absprachen rund um den dubiosen Oktoberfest-Besuch klären. Dazu gehöre das Verhältnis von dienstlichen und privaten Terminen bei Wulff.

Jetzt muss abgewartet werden, ob Richter Rosenow den Ex-Sprecher Glaeseker und sechs weitere Zeugen nun doch noch hören will - oder ob er kurzen Prozess machen will.

dpa/una/LTO-Redaktion

Zitiervorschlag

Wulff-Prozess: . In: Legal Tribune Online, 09.01.2014 , https://www.lto.de/persistent/a_id/10614 (abgerufen am: 21.11.2024 )

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