Erst Juchtenkäfer, dann Fledermäuse - und bald schon sprießende Blätter: Flora und Fauna machen der Bahn immer wieder einen Strich durch die Stuttgart-21-Rechnung.
Eigentlich sah alles so klar und einfach aus - damals, Ende November. Die Mehrheit der Baden-Württemberger stärkt der Bahn mit der Volksabstimmung den Rücken für das Milliardenprojekt Stuttgart 21. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) erklärt einen Kurswechsel, von "ablehnend-kritisch auf konstruktiv-kritisch".
Auf das Volksvotum folgte ein Urteil des Verwaltungsgerichtshofs Baden-Württemberg (VGH) auf eine Klage des Umweltverbands BUND: Es verlangt Nachbesserungen beim Artenschutz im Schlossgarten. Seit dieser Woche liegt auch die Begründung vor. Welche Auswirkungen es auf den Baufortschritt haben wird, ist noch umstritten. Der BUND rechnet mit einer Verzögerung von bis zu drei Monaten, die Bahn ging bei der Urteilsverkündung davon aus, wie geplant zeitnah den Südflügel abzureißen und die Bäume zu fällen.
Nun aber, kurz bevor es kommende Woche losgehen sollte, überschlagen sich die Schlagzeilen. Das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) hat Sorge um Juchtenkäfer, dann um Fledermäuse. Sie sollen in den Bäumen im Schlossgarten leben und könnten durch die Bauarbeiten aus der Winterruhe geweckt oder gar getötet werden. Die Bahn liefert eifrig nach und verbessert ihre Konzepte. "Wir haben Unterlagen eingereicht, die derzeit aktualisiert werden", sagt ein Sprecher des Kommunikationsbüros. "Das Artenschutzrecht wird ja ständig fortgeschrieben."
dpa/tko/LTO-Redaktion
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Stuttgart 21: . In: Legal Tribune Online, 06.01.2012 , https://www.lto.de/persistent/a_id/5242 (abgerufen am: 20.11.2024 )
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