Göttinger Organspende-Skandal: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen Chirurg

19.06.2013

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig wirft dem bereits in Untersuchungshaft sitzenden Arzt versuchten Totschlag und Körperverletzung mit Todesfolge in mehreren Fällen vor. Er soll an die Vergabestelle Eurotransplant bewusst wahrheitswidrig falsche Patientendaten geleitet haben. In der Folge sollen tatsächlich bedürftige Patienten gestorben sein.

Dem Mediziner wird versuchter Totschlag in elf Fällen sowie Körperverletzung mit Todesfolge in drei Fällen vorgeworfen. Der Arzt ist bereits seit Januar dieses Jahres in Untersuchungshaft. Er leitete die Transplantationschirurgie der Uniklinik Göttingen.

Konkret wirft ihm die Staatsanwaltschaft Braunschweig vor, bei der zentralen Vergabestelle "Eurotransplant" angegeben zu haben, dass bei seinen Patienten innerhalb von zwei Wochen vor der jeweiligen Meldung mindestens zweimal eine Dialyse durchgeführt werden musste. Dies habe der Arzt bewusst wahrheitswidrig gemeldet. In fünf Fällen habe er Patienten benannt, die die vorgeschriebene Alkoholabstinenz von sechs Monaten nicht eingehalten hatten, bei drei davon seien falsche Blutwerte angegeben worden.

Die falschen Angaben hatten zur Folge, dass die Patienten auf die Warteliste für ein Spenderorgan gesetzt wurden. Sie rückten durch ihren vermeindlich schlechten Zustand in den Listen soweit nach oben, dass sie innerhalb kürzester Zeit ein Spenderorgan erhielten. Die Staatsanwaltschaft vermutet, dass durch dieses Vorgehen andere Patienten starben, da sie kein Organ bekommen konnten. Dies soll der Chirurg zumindest billigend in Kauf genommen haben. Ihm könne aber nur versuchter Totschlag vorgeworfen werden, da eine konkrete Zuordnung, welcher andere Patient aufgrund welcher Falschmeldung sterben musste, nicht möglich sei.

Der Arzt ist zudem wegen Körperverletzung mit Todesfolge in drei Fällen angeklagt. Er soll drei Patienten eine Leber transplantiert haben, ohne dass dies erforderlich gewesen war. Die Operierten seien hierüber nicht ausreichend aufgeklärt worden. Alle drei starben anschließend.

Der 46-Jährige sah sich ursprünglich auch mit Vorwürfen der Bestechlichkeit und des Organhandels konfrontiert. Diese bestätigten sich allerdings nicht, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Die Anklage wurde vor dem Landgericht (LG) Göttingen erhoben, wann es zu einem Prozess kommt ist noch nicht bekannt.

una/LTO-Redaktion

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Göttinger Organspende-Skandal: . In: Legal Tribune Online, 19.06.2013 , https://www.lto.de/persistent/a_id/8963 (abgerufen am: 15.11.2024 )

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