Ein heute 69-Jähriger soll seine Tochter fast 500 Mal vergewaltigt und drei Kinder mit ihr gezeugt haben. Seit Montag muss sich der Mann vor dem LG Nürnberg-Fürth verantworten. Zum Prozessbeginn räumte er zwar die intimen Kontakte ein, von Vergewaltigung könne aber keine Rede sein.
Zum Auftakt des Nürnberger Inzestprozesses am Montag wies der Angeklagte vehement den Vorwurf zurück, er habe seine Tochter fast 500 Mal vergewaltigt. Zwar habe er 30 Jahre lang zwei- bis dreimal die Woche mit ihr Sex gehabt; die häufigen intimen Kontakt seien aber immer einvernehmlich gewesen, betonte er.
Die drei in dieser Zeit zur Welt gekommenen Kinder stammten wohl von unbekannten Liebhabern seiner Tochter, sagte er vor dem LG Nürnberg-Fürth und widersprach damit den Ergebnissen bereits vorgenommener DNA-Analysen. Wegen einer Fußverletzung war der hagere und eher desinteressiert wirkende Rentner in einem Rollstuhl in den Gerichtssaal gebracht worden.
Der 69-Jährige betonte immer wieder, seine Tochter habe von Anfang an Sex mit ihm gewollt und ihn sogar regelmäßig dazu animiert. "Der hat's a passt" (Ihr hat es auch gefallen), sagte er im breiten niederbayerischen Dialekt und fügt hinzu: "Sie hat jedenfalls nie gesagt, dass es ihr nicht gut tut." Der inzwischen im fränkischen Willmersbach (Landkreis Höchstadt/Aisch-Bad Windsheim) lebende Rentner sitzt wegen des Vergewaltigungs- und Inzestverdachts seit März in Untersuchungshaft.
Die bei der Kripo getätigten Angaben der heute 46 Jahre alten Tochter, ihr Vater habe sie seit dem dreizehnten Lebensjahr bis zum Jahresanfang 2011 regelmäßig mit Schlägen, einem vorgehaltenen Messer oder zumindest mit Drohungen zum Geschlechtsverkehr gezwungen, bestritt er zum Prozessauftakt: "Ich habe mein Madel nie und nimmer geschlagen."
Die Tochter hält als Nebenklägerin nach Angaben ihrer Anwältin Andrea Kühne allerdings uneingeschränkt an den Vorwürfen gegenüber ihrem Vater fest. "Meine Mandantin bleibt dabei: Der sexuelle Kontakt ist keineswegs einvernehmlich gewesen. Es gab immer wieder gewalttätige Übergriffe des Vaters", betonte Kühne. Die Tochter selbst war zum Prozessauftakt nicht erschienen. "Sie wusste nicht, ob sie die Kraft hat, bei der Aussage ihres Vaters dabei zu sein." Sie wolle aber am zweiten Prozesstag am 6. Dezember 2011 aussagen, kündigte Kühne an.
Die mutmaßlichen Taten waren erst zu Beginn dieses Jahres ans Tageslicht gekommen. Die im anderen Zusammenhang zu einer Bewährungsstrafe verurteilte Frau hatte eine Bewährungshelferin zu Seite gestellt bekommen. Zu dieser hatte sie Vertrauen gefasst und sich nach Jahrzehnten des Stillschweigens anvertraut.
dpa/age/LTO-Redaktion
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Nürnberger Inzestprozess: . In: Legal Tribune Online, 28.11.2011 , https://www.lto.de/persistent/a_id/4917 (abgerufen am: 21.11.2024 )
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