KG Berlin im Tiergartenmordprozess: "Tier­gar­ten­mord" war Mord

15.12.2021

Das KG Berlin sprach im Tiergartenmordprozess sein Urteil: Mord und lebenslange Haft für den angeklagten Russen. Dass dieser im Auftrag staatlicher russischer Stellen handelte, sieht das KG als erwiesen an.

Mehr als zwei Jahre nach den tödlichen Schüssen auf einen Georgier tschetschenischer Abstammung mitten in Berlin ist ein 56-jähriger Russe zu lebenslanger Haft verurteilt worden (Urt. v. 15.12.2021, Az. 2- 2/20). Das Kammergericht (KG) Berlin sprach den Angeklagten am Mittwoch im sogenannten Tiergartenmordprozess des Mordes schuldig. Zudem verurteilte es den Mann wegen illegalen Waffenbesitzes.

Nach Überzeugung des Gerichts hat der 56 Jahre alte Russe am 23. August 2019 den Georgier erschossen, der seit Ende 2016 als Asylbewerber in Deutschland lebte und von den russischen Behörden als Terrorist eingestuft worden war. Der 56-Jährige soll sich auf einem Fahrrad in der Berliner Parkanlage Kleiner Tiergarten von hinten dem Georgier genähert haben. Aus nächster Nähe habe er auf den 40-Jährigen zunächst zwei Schüsse mit einer Schalldämpfer-Pistole abgegeben. Als das Opfer am Boden lag, schoss er ihm in den Hinterkopf. Aus Sicht der Bundesanwaltschaft hatte der Russe im Auftrag staatlicher Stellen in Russland gehandelt. Für die Tat soll der Mann eine Scheinidentität bekommen haben und am Tag vor der tödlichen Attacke mit Alias-Namen nach Berlin gekommen sein.

Die Richter folgten mit dem Strafmaß dem Antrag der Bundesanwaltschaft. Die Staatsschutzkammer sieht es als erwiesen an, dass der Angeklagte im Auftrag des russischen Staates gehandelt hat. "Die Tat war durch in Berlin stationierte Helfer akribisch vorbereitet", sagte der Vorsitzende Richter Olaf Arnoldi bei der Urteilsbegründung.

Der Georgier sei insbesondere deshalb als Staatsfeind betrachtet worden, weil er im Tschetschenien-Krieg gegen Russland gekämpft hatte, so die Bundesanwaltschaft. Der kräftige, dunkelhaarige Beschuldigte selbst hatte zu Beginn des Prozesses über seine Anwälte erklären lassen, er heiße Vadim S., sei 50 Jahre alt und Bauingenieur. Verbindungen zum russischen Staat und dem Geheimdienst FSB bestritt er.

cp/dpa/LTO-Redaktion

Zitiervorschlag

KG Berlin im Tiergartenmordprozess: . In: Legal Tribune Online, 15.12.2021 , https://www.lto.de/persistent/a_id/46938 (abgerufen am: 05.11.2024 )

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