Zwei Tage lang musste Jürgen Fitschen im Strafprozess vor dem LG Münchnen meistens schweigen. Am dritten Verhandlungstag hatten er und die anderen Angeklagten das Wort. Nach rund 15 Minuten hat der Top-Banker alles gesagt.
Endlich hat Jürgen Fitschen das Wort. Zwei Tage lang musste der Co-Chef der Deutschen Bank vor dem Landgericht (LG) München nur zuhören: Der Staatsanwaltschaft, dem Richter, den vielen Verteidigern und dann auch noch seinen ehemaligen Kollegen aus der Führungsriege der Bank. Am Montagnachmittag, dem dritten Verhandlungstag, durfte Fitschen erstmals selbst erzählen, was er von der Anklage wegen versuchten Prozessbetrugs im Fall Kirch hält.
Fitschen setzt seine Brille auf, steht auf und kommt ohne Umschweife zur Sache. "Ich habe im Zusammenhang mit dem Kirch-Verfahren zu keinem Zeitpunkt gelogen oder betrogen", sagt er. Die Vorwürfe der Anklage seien falsch. Ganze 15 Minuten braucht Fitschen, um die mehr als 600 Seiten umfassende Anklage der Staatsanwaltschaft zu attackieren. "Nicht einmal im Ansatz" könne er den Vorwurf nachvollziehen, sagt Fitschen - und blickt immer wieder auf, während er seine schriftlich vorbereitete Erklärung vorliest.
Das Reden vor Publikum ist Fitschen gewohnt - die Rolle als Angeklagter ist für ihn aber neu. Seit Ende April steht er nun zusammen mit seinen Vorgängern Josef Ackermann und Rolf Breuer sowie zwei weiteren Ex-Managern vor Gericht. Alle fünf haben nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft an einem Strang gezogen, um die Deutsche Bank vor vier Jahren in einem Prozess um milliardenschwere Schadenersatzforderungen des Medienunternehmers Leo Kirch für die Pleite seines Konzerns zu bewahren.
Hauptversammlung der Deutschen Bank steht bevor
Fitschen war dabei nach Ansicht der Staatsanwalt zwar keine treibende Kraft. Allerdings habe er von falschen Angaben seiner ehemaligen Vorstandskollegen im Kirch-Prozess gewusst und nichts dagegen unternommen. Zudem soll er sich in seiner eigenen Aussage vor Gericht um die Wahrheit gedrückt haben - "vage und in sich unschlüssige Angaben" wirft ihm die Anklage vor. "Beide Vorwürfe sind falsch", sagt Fitschen. Auch Ackermann, Ex-Aufsichtsratschef Clemens Börsig sowie Ex-Vorstand Tessen von Heydebreck hatten die Anklagevorwürfe zuvor zurückgewiesen. Nur Breuer wollte nichts sagen, er hatte sich vor Beginn des Verfahrens aber ebenfalls gegen die Vorwürfe gewehrt.
Für Fitschen steht allerdings besonders viel auf dem Spiel - denn er ist als einziger der Angeklagten noch im Amt. Vor Gericht will er seine Unschuld beweisen, um sich wieder mit ganzer Kraft dem Umbau der Deutschen Bank widmen zu können. Von dem Prozess hat er nun erstmal Pause: Das Verfahren wird erst nach den Pfingstferien fortgesetzt. Für Gesprächsstoff dürfte das Verfahren aber auch auf der Hauptversammlung der Deutschen Bank am Donnerstag in Frankfurt sorgen, bei der sich Fitschen zusammen mit seinem Co-Chef Anshu Jain den Fragen der Anleger stellen muss.
dpa/acr/LTO-Redaktion
Fitschen wehrt sich gegen Anklage: . In: Legal Tribune Online, 19.05.2015 , https://www.lto.de/persistent/a_id/15563 (abgerufen am: 21.11.2024 )
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