US-Unternehmen kritisieren Trump-Politik: Es geht nicht nur ums Geld

von Günther Heckelmann

09.02.2017

Viele US-Unternehmen warten nicht nur ab, wie sich Trumps Politik für sie auswirken wird, sie kritisieren diese bereits. Günther Heckelmann erklärt, warum sie das nicht nur wegen der Gefahr wirtschaftlicher Einbußen tun.

Zwar lässt sich "die Wirtschaft" nicht per se über einen Kamm scheren; zu unterschiedlich sind die Interessen der Einzelunternehmen und Industriesektoren. Unbeschadet dieser Differenzen haben sich in den vergangenen Jahren dennoch Konstanten und Trends in der Entwicklung des Verhältnisses der meisten Unternehmen zur Politik in den USA gezeigt.

Während es zu Zeiten der Obama-Administration häufig Skepsis vieler Unternehmen gegenüber der Politik in Bezug auf regulatorische Eingriffe des Staates in das wirtschaftliche Geschehen gab, haben die allermeisten Unternehmen den Einsatz der Regierung für den Freihandel gestützt. Außerdem herrschte in Bezug auf eine offene und tolerante "social value agenda" ein hohes Maß an Übereinstimmung: Teilhabe und Förderung von Minderheiten, Integration von Menschen aus anderen Kulturkreisen, Inklusion und Diversity waren Themen, bei denen die großen Konzerne und die Obama-Regierung im Wesentlichen d'accord gingen.

Den Zielen einer von Offenheit und Toleranz geprägten sozialen Werte-Agenda sind die meisten der großen Konzerne sowieso seit langem verpflichtet. Sie sind für sie Kern ihres eigenen Wertegerüsts sowie ihrer angestrebten Wahrnehmung im gesellschaftlichen Raum und bei den Mitarbeitern. Da die gleichen Ziele auch Kern der Obama-Agenda in diesem Bereich waren, haben sich hier vielfältige Berührungspunkte ergeben.

Bruch mit den Republikanern, wirtschaftlicher Einfluss auf Politik

Vor diesem Hintergrund war es auch nicht verwunderlich, dass in den letzten Jahren gleichzeitig im Bereich dieser sozialen Werte ein erst schleichender, später deutlicher Bruch zwischen den großen Unternehmen und dem derzeit dominanten konservativ-evangelikalen Flügel der republikanischen Partei stattgefunden hat.

Die konservativ Evangelikalen lehnen die liberaleren Positionen der social value agenda, insbesondere zum Thema Homosexualität, streng ab und sind in großen Teilen stark ethnozentrisch geprägt. Diese Überzeugungen kollidieren in starkem Maße mit dem überwiegend multiethnischen, inklusiven und den Diversitäten verpflichteten Ansatz von Unternehmen, insbesondere bei großen internationalen Konzernen.

Die vermutlich symbolträchtigste Kollision dieser Wertvorstellungen hat sich am Beispiel des "North Carolina Bathroom Law" gezeigt. Der konservativ geprägte Gesetzgeber in North Carolina wollte durchsetzen, dass Transsexuelle nur diejenigen öffentlichen Toiletten benutzen dürften, die dem Geschlechtseintrag in der Geburtsurkunde entsprechen - und nicht diejenigen für das Geschlecht, dem sie sich jetzt zugehörig fühlen. Nachdem der Gesetzgeber dies so beschlossen hatte, haben sich nicht nur viele andere Bundesstaaten davon distanziert und sogar Reiserestriktionen für Staatsmitarbeiter nach North Carolina beschlossen, sondern auch viele große Unternehmen, die daraufhin teilweise Investitionen in North Carolina gestoppt haben. Bald darauf leitete der US-Bundesstaat Maßnahmen zur Rücknahme des Gesetzes ein, um weiteren wirtschaftlichen Schaden abzuwenden.

Zitiervorschlag

US-Unternehmen kritisieren Trump-Politik: . In: Legal Tribune Online, 09.02.2017 , https://www.lto.de/persistent/a_id/22044 (abgerufen am: 08.11.2024 )

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