PE-Investoren setzen auf Familienunternehmen
Im Jahr 2014 spielten neben den strategischen Akquisitionen von Unternehmen auch Secondaries von Private-Equity-Gesellschaften eine große Rolle. Dies war in erster Linie dem Ablauf von Investitionszyklen geschuldet. Private-Equity-Investoren halten ein Portfoliounternehmen durchschnittlich fünf bis acht Jahre, bevor sie es veräußern, um den erzielten Gewinn an die Geldgeber auszuschütten.
Darüber hinaus müssen Private-Equity-Gesellschaften, die im Fundraising begriffen sind, ihren Marktzugang und ihren Trackrecord durch attraktive Transaktionen in der jüngeren Vergangenheit nachweisen können, was zusätzlichen Handlungsdruck schafft. Auch im kommenden Jahr dürfte der Dealflow durch Secondaries daher auf einem hohen Niveau bleiben. Solange die Finanzierungsbedingungen für Private Equity so attraktiv bleiben wie aktuell, werden die Investoren weiterhin sehr aktiv sein.
Bemerkenswert ist das vermehrte Interesse von Private-Equity-Fonds, auch bei Familiengesellschaften einzusteigen. Unternehmen im Familienbesitz haben oft Bedarf nach einem starken Finanzierungspartner und operativen Berater, wenn ein Börsengang oder die Expansion in internationale Märkte in Aussicht stehen. Hier bieten sich Chancen, die immer häufiger von Private-Equity-Gesellschaften genutzt werden.
In der Vergangenheit waren Minderheiten-Beteiligungen für Finanzinvestoren weniger attraktiv. Aber das Angebot an tauglichen Investitionszielen ist knapp, und diese sind hart umkämpft. Das macht erfinderisch. Allerdings ist es nicht einfach, Zugang zu solch traditionsreichen Unternehmen zu finden. Hier haben Fonds mit dem nötigen Fingerspitzengefühl für die Persönlichkeit des Familiengesellschafters und viel Geduld bei den Verhandlungen die besseren Karten.
US-Markt im Fokus
Enorm gestiegen ist zuletzt das Interesse deutscher Investoren an US-amerikanischen Unternehmen. Zu den bekanntesten Investoren des Jahres 2014 zählten die ZF Group, Bayer, Infineon, Siemens, SAP und Merck, die allesamt US-Deals in Milliardenhöhe eingegangen sind. Dieser Trend wird sich auch 2015 fortsetzen. Deutsche Marktteilnehmer – und zwar häufig gerade solche, die in den vergangenen Jahren nur äußerst bedächtig investiert haben – sehen Wachstumspotenzial in der amerikanischen Volkswirtschaft und sind entsprechend bereit zu investieren.
Zugleich fließen auch Mittel aus den Vereinigten Staaten zurück. Bei größeren Leveraged-Buyouts in Deutschland und Kontinentaleuropa haben US-Finanzierungen durch High-Yield-Bonds sehr stark zugenommen. Das wird bereits zum Regelfall und wird vermutlich auch im nächsten Jahr relevant bleiben.
Doch grenzüberschreitende Deals sind durchaus nicht auf die USA beschränkt. Insgesamt werden rein innerdeutsche Transaktionen sehr rar. Selbst der klassische deutsche Mittelständler ist heutzutage meist international aufgestellt. Die Transaktionsteilnehmer kommen fast immer aus unterschiedlichen Ländern mit divergierenden Standards.
Zwar gleichen sich innereuropäische Konditionen zunehmend an, doch die Unterschiede zum außereuropäischen Ausland sind noch immer bedeutend. Global agierende Player sind daran allerdings gewöhnt und lassen sich nicht abschrecken. Auch im kommenden Jahr werden einige signifikante Cross-Border-Transaktionen zu sehen sein.
Entscheidende Brüche zu den Entwicklungen des Vorjahres sind nicht zu erwarten. Aufgrund des anhaltenden Niedrigzinsumfeldes und der verhaltenen konjunkturellen Aussichten ist nicht mit einem bedeutenden Unternehmenswachstum zu rechnen. Zugleich bleiben aus demselben Grund Akquisitionsfinanzierungen günstig und leicht verfügbar.
Insofern werden Leverage Multiples und Kaufpreise das hohe Niveau von 2014 vermutlich weiterhin halten, dürften allerdings auch nicht entscheidend ansteigen. Die Branchen mit der voraussichtlich größten M&A-Aktivität sind der Pharma- und Gesundheitssektor, der Telekommunikationssektor, Chemie, Industrie und Immobilienwirtschaft.
Das kommende Jahr verspricht also in erster Linie die Fortschreibung der wesentlichen Tendenzen, die sich in dem ereignisreichen M&A-Jahr 2014 bereits abgezeichnet haben.
Die Autoren Dr. Dirk Oberbracht, Dr. Jörg Kirchner und Dr. Harald Selzner sind Partner bei Latham & Watkins. Alle drei sind spezialisiert auf nationale wie internationale M&A- und Private-Equity-Transaktionen.
Mergers & Acquisitions 2015: . In: Legal Tribune Online, 08.01.2015 , https://www.lto.de/persistent/a_id/14304 (abgerufen am: 24.11.2024 )
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