Sachsen-Anhalt: Mehr Belei­di­gungen und Bedro­hungen gegen Jus­tiz­be­schäf­tigte

25.07.2024

Richter, Staatsanwälte und Gerichtsvollzieher in Sachsen-Anhalt berichten vermehrt von Beleidigungen und Bedrohungen. Welche Maßnahmen werden ergriffen, um die Sicherheit der Bediensteten zu gewährleisten?

Beleidigungen, Bedrohungen und verbale Entgleisungen gegen Beschäftigte der Justiz in Sachsen-Anhalt haben in einigen Bereichen zugenommen. Tätliche Übergriffe bilden aber weiterhin die Ausnahme im Land, wie das Justizministerium in Magdeburg auf Nachfrage mitteilte. "Bedienstete der Justiz Sachsen-Anhalt berichten, dass sich der Umgangston insbesondere im Rahmen der Kommunikation mit Bürgerinnen und Bürgern teilweise verändert hat." Unter anderem werde die allgemeine Stimmung durchaus häufiger als gereizt beschrieben. Eine Statistik gibt es laut dem Ministerium nicht.

"Die Bediensteten der Justiz des Landes Sachsen-Anhalt sind dafür sensibilisiert und geschult", erklärte ein Ministeriumssprecher. "Die entsprechenden Informationen und Schulungsmöglichkeiten werden den Bediensteten der Justiz landesweit angeboten."

Reichsbürger, Selbstverwalter und Corona-Leugner

Laut Ministerium ist etwa bekannt, dass regelmäßig unter anderem Reichsbürger, Selbstverwalter und Corona-Leugner Diffamierungen äußern und Einschüchterungsversuche – auch in schriftlicher Form – unternehmen. Das betreffe vermehrt Fälle, in denen ihnen die Entscheidungen nicht passten. "Wir wissen auch, dass zum Beispiel Reichsbürger und Selbstverwalter dazu neigen, in zum Teil umfangreichen Schriftsätzen an die Justiz Forderungen geltend zu machen, welche in der Regel schriftlich zurückgewiesen werden." Zuletzt habe es im Zusammenhang mit öffentlichkeitswirksamen Verfahren einen wellenartigen Eingang von E-Mails und Schreiben mit teilweise diffamierenden Äußerungen gegeben.

Das Ministerium nannte auch Einzelbeispiele aus der jüngsten Vergangenheit. In einem Landgericht in Sachsen-Anhalt habe ein Angeklagter beim Verlassen des Sitzungssaales einen Polizisten beleidigt. In einem anderen Landgericht des Landes sei eine Richterin durch einen Reichsbürger schriftlich bedroht worden, nachdem im Prozesskostenhilfeverfahren eine Entscheidung ergangen war. 

"Lunte bei den Leuten kürzer geworden"

Durch eine Staatsanwaltschaft wurden seit 2023 bis heute insgesamt acht Hausverbote für die Räumlichkeiten der entsprechenden Staatsanwaltschaft ausgesprochen, nachdem Anzeigeerstatter oder Beschuldigte bei der Vorsprache aggressiv aufgetreten waren. Gerichtsvollzieher, die etwa Haftbefehle oder Räumungen vollstrecken, stellen ebenfalls einen schärferen Ton fest. "Wir finden, dass es sich deutlich verändert hat", sagte Obergerichtsvollzieherin Daniela Merke aus Köthen. Sie ist die Vorsitzende des Verbands der Gerichtsvollzieher im Land. Allein im Juni habe es zwei tätliche Angriffe auf Kollegen gegeben, beide völlig unerwartet.

In einem Fall erlitt der Gerichtsvollzieher sogar eine Platzwunde. "Die Lunte" sei bei den Leuten schlichtweg "kürzer geworden", so Köthen. Auch psychische Erkrankungen und daraus resultierende unerwartete Aggression spielten zunehmend eine Rolle.

Polizisten stärken Gerichtsvollziehern den Rücken

Den Gerichtsvollziehern hilft da die Zusammenarbeit mit der Polizei. Sie können abfragen, ob die Menschen, zu denen sie herausfahren, schon strafrechtlich in Erscheinung getreten sind. Oft böten die Beamten von sich aus an, mitzukommen, sagte Merke. Manchmal sorge das für Eindruck – aber eben doch nicht immer. Positiv hob die Obergerichtsvollzieherin hervor, dass in Sachsen-Anhalt alle Gerichtsvollzieher mit hochwertigen und gut zu tragenden Schutzwesten ausgestattet seien. "Darum bitten Gerichtsvollzieher in manchen anderen Bundesländern noch."

dpa/xp/LTO-Redaktion

Zitiervorschlag

Sachsen-Anhalt: . In: Legal Tribune Online, 25.07.2024 , https://www.lto.de/persistent/a_id/55073 (abgerufen am: 23.11.2024 )

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