2/3: Eine einschüchternde Kulisse für Beteiligte
Der Platz vor dem Messeeingang bietet genug Platz für den Aufbau dutzender Kameras. Drinnen glänzen graue Wände, von der Decke des 750 qm großen Saals des Congress Centers strahlen hunderte Lampen.
Wer sprechen will, muss sich anmelden – über eine Sprechstelle, ein wenig wie in einer Spielshow. Dann zoomen die Kameras, die oben im Dach verbaut sind, automatisch zu der Sprechstelle hin, erklärte Gerichtssprecher Matthias Breidenstein, als Ende Oktober die Räumlichkeiten vorgestellt wurden. "So ist gewährleistet, dass Ton und Bild immer an alle im Saal akkurat übertragen werden".
Die rund 500 Menschen im Saal sollen jedes Wort hören, jede mimische Entgleisung sehen können. Auch wenn während der Verhandlung keine Kameras aufzeichnen dürfen, ist diese Art von Öffentlichkeit selbst für Menschen, die an öffentliche Auftritte gewöhnt sind, ungewöhnlich.
Für Menschen, die normalerweise nicht im Rampenlicht stehen und in der emotionalen Ausnahmesituation sind, am Verfahren wegen des Todes eines Angehörigen teilzunehmen, ist sie extrem belastend. Und für Menschen, die auf der Anklagebank sitzen, weil ihnen zur Last gelegt wird, fahrlässig Menschen getötet und schwer verletzt zu haben, ist sie ein Albtraum.
Wie viel Öffentlichkeit vertragen die Beteiligten?
Das ist auch dem LG bewusst. "Für uns war es wichtig, den besonderen Service anzubieten, dass alle, also sowohl die Angeklagten als auch die Nebenkläger, vorher die Möglichkeit haben, den Gerichtssaal kennenzulernen", sagte Sprecher Breidenstein nach der Führung Ende Oktober gegenüber der ARD.
Prof. Dr. Julius Reiter, Vertreter von zehn Nebenklägern, hat diese Gelegenheit nach eigenen Angaben genutzt. Es sei wichtig, die Menschen auf diesen "ungewöhnlichen Prozess" vorzubereiten, sagte er im ARD-Interview. Er erkläre den Mandanten genau, was auf sie zukomme, und stehe ihnen dann vor Ort bei, so der IT- und Bankrechtler von der Kanzlei Baum, Reiter & Collegen aus Düsseldorf.
Auch Prof. Dr. Björn Gercke, Verteidiger eines der angeklagten Mitarbeiter des Veranstalters Lopavent, spricht von einer absoluten Ausnahmesituation. "Bilder, wie man sie von sonstigen Strafverfahren im öffentlichen Interesse kennt - auf denen sich Angeklagte hinter ihren Mappen vor den Kameras verstecken - wirken im Vergleich zu dem, was die Beteiligten nun in der Messe Düsseldorf erwartet, geradezu harmlos".
Pia Lorenz, Auftakt zum Loveparade-Prozess: . In: Legal Tribune Online, 07.12.2017 , https://www.lto.de/persistent/a_id/25905 (abgerufen am: 07.11.2024 )
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