Jura-Studentin holt bei den Paralympics fünf Mal Gold: "25 Stunden Training und dann Vollgas im Studium"

von Constantin Körner

22.03.2014

Bei den Paralympics belegte Deutschland Platz zwei der Nationenwertung. Teambeste wurde die Jura-Studentin Anna Schaffelhuber (21). Gleich fünf Goldmedaillen durfte sie mit nach Hause nehmen. Im Gespräch verrät sie, was ihr Sport mit Jura zu tun hat, und warum sie in Sotschi eine Art kurzes und nervenaufreibendes "Praktikum" durchlaufen musste.   

LTO: Frau Schaffelhuber, zunächst auch von uns herzlichen Glückwunsch zu Ihren fünf Goldmedaillen! Damit sind Sie Teambeste. In den Medien ist deshalb schon die Rede von "Gold-Anna" oder dem "Golden Girl". Ist das Gefühl schon wirklich angekommen?

Schaffelhuber: So richtig angekommen ist das Gefühl noch nicht. Momentan bin ich viel unterwegs und genieße es. Aber realisieren werde ich es sicher erst, wenn ich zur Ruhe kommen werde.

LTO: Wegen Ihrer Behinderung nutzen Sie einen sogenannten Monoski als Sportgerät. Können Sie uns die Besonderheiten erklären?

Schaffelhuber: Das ist ganz einfach. Ich bin ab der Hüfte querschnittsgelähmt. Der Ski selbst unterscheidet sich gar nicht von anderen. Nur sitze ich eben in einer Schale, mit der ich auf dem Ski fahre.

Ob als Jura-Studentin oder als Sportlerin: "Ich will immer hundert Prozent geben"

LTO: Sie haben sich nicht gerade für ein Nebenbei-Studium entschieden. Sie studieren seit Oktober 2011 Rechtswissenschaft an der LMU München. Warum gerade Jura?

Bild: Wikimedia (CC BY-SA 3.0)Schaffelhuber: Jura hat mich schon immer interessiert. Wie ist die Rechtslage? Wie werden Urteile begründet? Jura finde einfach spannend!

LTO: Wie schaut Ihr Alltag typischerweise aus, um das zeitaufwendige Studium mit dem Sport unter einen Hut zu bringen?

Schaffelhuber: Ich will immer hundert Prozent geben. Das bedeutet im Sommer circa 25 Stunden Training und dann Vollgas im Studium!

LTO: Besonders mitgefiebert haben wir alle nach Ihrem Rennen im Slalom. Da wurde Ihnen die Goldmedaille zunächst wegen eines angeblichen Fehlstarts aberkannt. Aber nach förmlichem Protest durch die deutsche Delegation wurde diese Entscheidung gut 25 Stunden später zurückgenommen. So erhielten Sie doch noch Ihre dritte Goldmedaille: Wie lief das Verfahren ab?

Schaffelhuber: Es gab einen Protest, dann unseren Gegenprotest. In der Verhandlung wurden verschiedene Fernsehaufnahmen ausgewertet und Stellungnahmen angehört. Dann wurde eindeutig entschieden, dass doch kein Fehler vorlag.

"Verhandlung über Fehlstart war wie ein kurzes und nervenaufreibendes Praktikum"

LTO: Konnten Sie dabei eventuell sogar von Ihrem Studium profitieren?

Schaffelhuber: Ich würde die Verhandlung als ein kurzes und nervenaufreibendes Praktikum bezeichnen!

LTO: Haben Sie schon einen Plan für Ihre berufliche Zukunft? Soll es eine klassische Juristenkarriere werden oder sehen Sie Ihre Berufung eher im Sport?

Schaffelhuber: Klassisch wird schwierig, da der Sport eine entscheidende Rolle zum jetzigen Zeitpunkt spielt. Aber ich will später auf jeden Fall juristisch tätig sein. In welche Richtung ich gehen will, muss ich noch entscheiden

LTO: Sehen Sie Gemeinsamkeiten zwischen dem Sport und der Juristerei?

Schaffelhuber: Wenn man die Verhandlung in Sotschi sieht, dann gehört es zusammen (lacht). Aber tatsächlich ist es so, dass beides sehr detailliert ist, der Erfolg von verschiedenen Faktoren abhängig ist und alles aufeinander aufbaut.

LTO: Wir wünschen weiterhin viel Erfolg. Sportlich und juristisch!

Anna Schaffelhuber gewann bei den Paralympics in Sotschi 2014 fünf Goldmedaillen.

Das Interview führte Constantin Körner.

Zitiervorschlag

Constantin Körner, Jura-Studentin holt bei den Paralympics fünf Mal Gold: . In: Legal Tribune Online, 22.03.2014 , https://www.lto.de/persistent/a_id/11411 (abgerufen am: 01.11.2024 )

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