Sicher, beklagen müssen sich Juristen im Grunde nicht, wenn es um ihre Arbeitsbedingungen geht. Die durchschnittliche Bezahlung liegt oberhalb der meisten anderen Berufsgruppen und einen bequemen Bürojob haben ohnehin fast alle. Noch dazu erntet man immer noch den einen oder anderen bewundernden Blick, wenn man irgendwo erzählt, Anwalt oder Richter zu sein.
Doch da sind auch die Schattenseiten: Wochenarbeitszeiten jenseits der 60 Stunden sind bei vielen Anwälten die Regel, Mandanten nörgeln oder zahlen nicht, Akten stapeln sich über Kopfhöhe und so mancher Einzelanwalt hangelt sich auch mit einem Einkommen von Monat zu Monat, das ein Großkanzlei-Jurist zuweilen in ein Abendessen investiert. Und vom beA-Desaster haben wir noch gar nicht gesprochen. Da mag durchaus auch mal Unmut über die eigene Situation aufkommen.
Wie sich solcher äußern kann, erlebt gerade Frankreich in einer sehr drastischen Form. Dort ziehen in der Hauptstadt Paris Menschen in neongelben Westen durch die Straßen, um gegen die Regierung Macron zu protestieren, die sie mit ihren Problemen allein lasse. Zugegeben, darunter dürften deutlich weniger Juristen denn Maurer oder Busfahrer sein. Wer sich diesen "Gelbwesten" aber auch als deutscher Jurist nicht nur im Geiste sondern auch im Auftreten verbunden zeigen möchte, der findet in dieser Warnweste mit passendem Aufdruck auf der Rückseite das perfekte Outfit für den Klassenkampf. Nur ein kleiner Rat sei angebracht: Ähnlich den französischen Vorbildern in der Kanzlei des Chefs die Einrichtung zu demolieren, dürfte sich auf die nächste Gehaltsverhandlung eher negativ auswirken. Ganz zu schweigen vom weihnachtlichen Geist, der doch eher vorgibt: Reich ist der, der andere beschenkt. Und im Zweifel ist die Warnweste auch bei der nächsten Autopanne gut zu gebrauchen.
Bücher, Türstopper, Warnwesten: . In: Legal Tribune Online, 15.12.2018 , https://www.lto.de/persistent/a_id/32753 (abgerufen am: 25.11.2024 )
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