Juristenmode - Penny Loafer: Für knot­faule Socken­muffel, Pop­stars und Zuhälter

von Alexander Grau

25.05.2015

Woher kommen die ungeschriebenen Regeln des juristischen Dresscodes? Welche geschichtlichen, geographischen und (pop-)kulturellen Einflüsse haben ihn geprägt? Anekdoten und Antworten liefert Alexander Grau.

James Dean trug welche, Audrey Hepburn und Brigitte Bardot ebenfalls. Und Michael Jackson machte mit ihnen den Moonwalk: die Rede ist von Penny Loafern, teils auch als Collegeschuhe bekannt.

Eigentlich ist ein "Loafer" zunächst einmal ein Faulenzer. Faule Menschen hassen es, Schuhe zu binden. Viel praktischer ist es, einfach in seine Treter zu schlüpfen, ohne mühsames Bücken und ohne langes Herumgeknote. So kam es, dass Schuhe für bequeme und knotfaule Menschen ebenfalls zu "Loafern" wurden. Und was das "Penny" betrifft? Nun, dazu sogleich…

Penny Loafer – die Galerie zum Text

Neben Saddle Shoes und Chucks gelten Penny Loafer heute als der amerikanische Schuh schlechthin. Und irgendwie stimmt das ja sogar. Immerhin nahm die erstaunliche Karriere dieses Schuhtyps dort ihren Anfang, wo so viele Kleidungsstücke aus der Juristengarderobe ihre Wurzeln haben: der amerikanischen Ostküste.

Wer den Slipper mit der festen Sohle tatsächlich erfunden hat, ist eine heikle Sache und schwer zu entscheiden. Häufig kann man lesen, dass der erste Penny Loafer um 1910 in den USA gefertigt worden sei. Dafür spricht, dass diese Schuhform im Grunde nichts anderes ist, als ein indianischer Mokassin, den man auf ein traditionelles, alteuropäisches Fahrgestell verpflanzt hat – eine sehr amerikanische Mischung also.

Aus Norwegens Fjorden

Doch Zweifel sind erlaubt. Tatsache ist, dass im Jahr 1936 die Firma G.H. Bass und Co. den ersten amerikanischen Slipper in Penny Loafer-Form herausbrachte.

Für die Verhältnisse der Neuen Welt war das Unternehmen zu diesem Zeitpunkt geradezu steinalt. Immerhin hatte George Henry Bass die Schuhfabrikation schon 1876 in Maine gegründet, ein echtes Traditionshaus also.

Es muss dann Mitte der 1930er Jahre gewesen sein, als irgendjemand bei G.H. Bass auf die Schuhe norwegischer Farmer aufmerksam wurde. Die trugen nämlich so genannte Aurland-Schuhe, eine Erfindung des norwegischen Schuhfabrikanten Nils Gregoriusson Tveranger.

Tveranger war als 13-Jähriger in die USA gegangen und hatte dort das Schuhmacherhandwerk gelernt. Mit 20 ging er zurück in seine Heimat. Aus den so genannte Tese-Schuhen, die in Aurland seit dem späten 19. Jahrhundert getragen wurden, und dem indianischen Mokassin bastelte Tveranger Anfang der 30er Jahre den Aurlandsskoe, der auch heute noch in Aurland hergestellt und – Ironie der Geschichte – in den USA vermarktet wird.

Der Erfolg von Tverangers Aurlandsskoen war so groß, dass sogar das amerikanische Herrenmagazin Esquire auf die neuen Schuhe aufmerksam wurde und entsprechende Fotografien im Rahmen eines Features über Norwegen abdruckte. Das war vermutlich die Initialzündung.

Vom Aurlandsskoe zum Weejunn

Bei G.H. Bass witterte man die Chance und lancierte die neuen Schuhe in kürzester Zeit unter dem Namen "Weejunns" (Nor-"wegians").

Der Weejunn wurde ein durchschlagender Erfolg. Doch dann kam erst einmal der Zweite Weltkrieg. So richtig startete der neue, bequeme Schuh durch, als es G.H. Bass gelang, ihn als festen Bestandteil von Schuluniformen zu etablieren. Über die Highschools gelangte der Slipper an die Universitäten. Dort wurde er – neben Chino, Button-Down-Hemd und V-Ausschnitt-Pullover – zum festen Bestandteil des Ivy-League-Looks.

Und weil Studenten von Eliteuniversitäten sich gerne witzig, ironisch und ein bisschen exzentrisch geben, klemmten manche von ihnen einen Penny als Glücksbringer unter den querliegenden Steg des Schuhs – so wurde aus dem Weejunn der Penny Loafer.

Loafer mit Metalltrense: Eher für eine ganz bestimmte Klientel

Der Pennyfaulpelz ist ein echter Unisex-Schuh, von Damen und Herren gleichermaßen zu tragen. In Amerika, wo sowieso alles etwas lockerer ist, kann man ihn mit Anzügen kombinieren. Davon ist in kultivierten Regionen unbedingt abzuraten. Der Penny Loafer ist ein informeller Schuh, der prima zu Chinos oder Jeans passt, zu Anzügen aber etwas seltsam anmutet.

Ausnahme: Sie sind Italiener. Als der Penny Loafer in den 60er Jahren auch in Europa immer populärer wurde, anverwandelten italienische Schuhmacher ihn dem italienischen Lebensgefühl und der italienischen Mode. Heraus kam ein Schuh, der schmaler und leichter ist als die anglo-norwegische Variante und zumeist auch deutlich farbenfroher.

Der unbezweifelbare Höhepunkt des Italo-Loafers war der Slipper von Gucci mit der einschlägigen Metall-Trense über dem Steg. Das Ding sah so neureich aus, dass er in entsprechenden Milieus tatsächlich großen Erfolg hatte – und immer noch hat.

Für männliche Angehörige des Juristenstandes sollte ganz allgemein gelten: Sind Sie Strafverteidiger und ihre Mandanten Waffenhändler und Zuhälter, ist die Sache ok. Alle anderen sollten sich den Kauf dieses Schuhes gründlich überlegen.
Etwas anders sieht es in der Damenmode aus. Da erfreut sich der Loafer mit Metall-Trense gerade bei konservativen Standesvertreterinnen großer Beliebtheit. Und im Grunde wäre dagegen auch wenig zu sagen, wenn dem ganzen Outfit nicht sehr schnell eine leicht biedere Aura anhaften würde.

Von Trensen zu Quasten

Besondere Ansprüche an die Geschmacksicherheit stellen auch Tasselloafer. Die wurden in den 50er Jahren von der in Middleborough, Massachusetts ansässigen Firma Alden auf den Markt gebracht.

Die namengebenden Quasten (Tassels) verleihen dem Schuh schnell etwas Halbseidenes oder Gewolltes. Hier ist also Vorsicht geboten. Auf der Gartenparty im Sommer kann der Tasselloafer trotzdem ansprechend aussehen – vorausgesetzt, der Rest stimmt.

Im Zweifelsfall jedoch ist Mann und Frau mit dem klassischen Penny Loafer am besten bedient. Vor allem im Sommer ist er eine schöne Alternative überall dort, wo Chucks und Co. zu nachlässig wirken würden, ein Schnürschuh aber etwas steif daher käme. Und: Er ist neben dem Top-Spider der einzige Lederschuh, den man ohne Strümpfe tragen kann, ohne peinlich zu wirken. Ein nicht unerheblicher Vorteil.

Zitiervorschlag

Alexander Grau, Juristenmode - Penny Loafer: . In: Legal Tribune Online, 25.05.2015 , https://www.lto.de/persistent/a_id/15632 (abgerufen am: 02.11.2024 )

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