Fast wie aus einem Drehbuch klingt der Fall von Günther Kaufmann. Im November 2002 wurde der Schauspieler (u.a. "Baal", "Otto, der Film", "Wickie und die starken Männer") vom Landgericht (LG) München wegen versuchter schwerer räuberischer Erpressung mit Todesfolge zu 15 Jahren Haft verurteilt. Kaufmann hatte gestanden, für den Tod seines Steuerberaters Hartmut Hagen verantwortlich zu sein. Der war im Februar 2001 bei einem Überfall in seinem Büro getötet worden.
Was bei seinem Geständnis niemand ahnte: Kaufmann tat das, was er wohl am besten konnte: Er spielte – nämlich die Rolle des Schuldigen. Tatsächlich hatte der Sohn eines US-Soldaten seinem Steuerberater kein Haar gekrümmt. Mit seiner Falschaussage habe er seine an Krebs erkrankte Frau schützen wollen, gab er später nach einiger Zeit im Gefängnis zu. Diese hatte drei Männer zu dem Überfall angestiftet, nachdem sie Hagen um mehrere hunderttausend D-Mark betrogen hatte und dieser misstrauisch geworden war.
Im Januar 2005 sprach das LG Augsburg Kaufmann nach Wiederaufnahme des Verfahrens frei. Seine wahre Rolle in dem Fall ist bis heute unklar. Sie wird es bleiben. Günther Kaufmann brach am 10. Mai 2012 auf offener Straße mit einem Herzinfarkt zusammen und verstarb. (Bild: © CC BY-SA 3.0)