Missbrauchtes Justizopfer: Joseph Süß Oppenheimer Nach dem Tod des württembergischen Herzogs Karl Alexander am 12. März 1737 wurde der im Jahr zuvor zum "Geheimen Finanzrat" ernannte Joseph Ben Issachar Süßkind Oppenheimer unverzüglich in Haft genommen. Dem 1698 in Heidelberg geborenen Joseph Süß Oppenheimer wurden unter anderem Hochverrat, Amtshandel, Bestechlichkeit und der sexuelle Missbrauch einer christlichen Minderjährigen vorgeworfen. Über rund zehn Jahre hinweg hatte Süß Oppenheimer den württembergischen Regionalpotentaten bei der Finanzierung ihres fürstlichen Lebenswandels geholfen, war ein geschätzter Ratgeber gewesen. Ein Jude, der im evangelischen Württemberg im engsten Kreis der Macht stand? Der Justizmord begann, sobald sein Fürst verstorben war. Gegen die Anklage reichte Süß Oppenheimer eine Verteidigungsschrift ein, die ebenso wenig zur Kenntnis genommen wurde wie entlastende Beweismittel. Das Urteil stand bereits fest. Nach der Hinrichtung am 4. Februar 1738 stellte man den Leichnam Süß Oppenheimers in Stuttgart sechs Jahre lang öffentlich zur Schau. Der lose auf dem Fall beruhende Propagandafilm „Jud Süß“ aus dem Jahr 1940 diente dem NS-Staat dazu, weite Bevölkerungskreise auf die mörderische Phase der Judenverfolgung einzustimmen. Eine schöne Ironie immerhin: Nach dem Zweiten Weltkrieg gab der Boykottaufruf des Hamburger Senatsdirektors Erich Lüth gegen den Regisseur dieses Machwerks den Anstoß zur Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts, in der den Grundrechten der Status einer "objektiven Wertordung" zugebilligt wurde. Schmähschrift zu Joseph Süß Oppenheimer, Ausschnitt, ca. 1738; Zuschnitt & Skalierung: LTO