Nur vier Tage dauerte der Prozess gegen den Steuersünder Uli Hoeneß - und doch hat kaum ein Gerichtsverfahren die Öffentlichkeit so sehr mitgerissen. Ende August zeigt das ZDF einen Film über den gefallenen Fußball-Funktionär.
Vor rund anderthalb Jahren schickte das Landgericht (LG) München II Uli Hoeneß wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe ins Gefängnis, jetzt kommt ein Film über den aufsehenerregenden Prozess ins Fernsehen. Das ZDF strahlt am 27. August das Doku-Drama "Uli Hoeneß - Der Patriarch" aus. Nachgedrehte, auf Mitschriften einer Gerichtsreporterin beruhende Szenen wechseln sich ab mit Interviews und Archivaufnahmen aus dem bewegten Leben des berühmten Fußball-Funktionärs und Ex-Präsidenten des FC Bayern München.
"Es gibt ja nur noch Wegducker und Rumschleimer - und Hoeneß knallt mit der Tür ins Haus. Das ist teilweise total sinnlos, teilweise aber auch sehr intelligent", sagte Schauspieler Thomas Thieme, der Hoeneß in den nachgedrehten Szenen spielt, am Donnerstag in München. Einfach kopieren habe er Hoeneß nicht wollen. Er habe versucht, ihm in die Seele zu blicken. "Ich musste rauskriegen: Was lenkt diesen Stier?"
"Wir wollten dem wahren Uli Hoeneß so nah wie möglich kommen"
Die Familie Hoeneß sei über den Film informiert, sagte Produzent Walid Nakaschbandi. Er habe lange mit Hoeneß' Sohn telefoniert und Hoeneß selbst drei Briefe geschrieben - die bislang aber unbeantwortet geblieben seien. Die Familie kommt im Film nicht zu Wort - dafür aber Sportreporter wie Waldemar Hartmann, der verrät, dass Hoeneß die Börsentiere Bulle und Bär als Mosaik in seinen Pool eingelassen hat, Ex-Fußballmanager Reiner Calmund und die Gerichtsreporterin der Süddeutschen Zeitung, Annette Ramelsberger.
Der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger zitiert seinen Vorgänger Egidius Braun mit folgendem Satz über Hoeneß: "Der hatte ein erotisches Verhältnis zum Geld." Das ZDF ist nicht der einzige Sender, der den Fall Hoeneß als Fernsehstoff entdeckt hat: Sat.1 bringt im Herbst eine Satire darüber auf den Bildschirm. Hoeneß wird darin gespielt von Uwe Ochsenknecht.
"Wir wollten dem wahren Uli Hoeneß so nah wie möglich kommen", sagte Peter Arens vom ZDF. Darum habe man die Form des Doku-Dramas gewählt. In Rückblenden werden auch die sportlichen Erfolge des späteren Steuerkriminellen in Archivbildern eingeblendet. Es gibt auch Bilder des zertrümmerten Flugzeugs, dessen Absturz er 1982 als einziger überlebte. Dazu kommen nachgedrehte Szenen aus seiner Jugend und seiner Anfangszeit als Bayern-Manager. Der junge Hoeneß wird dabei gespielt von Robert Stadlober.
Hoeneß mittlerweile Freigänger
Neben Hoeneß - alt und jung - haben die Macher sich Mühe gegeben, alle Protagonisten so echt wie möglich aussehen zu lassen: von Susanne Hoeneß (Lisa Kreuzer) über Richter Rupert Heindl (Uwe Preuss), Staatsanwalt von Engel (Peter Kremer) und Hoeneß' Verteidiger Hanns W. Feigen (Hanspeter Müller-Drossaart) bis hin zu den Fußball-Legenden, die mit Hoeneß im Mannschaftsbus sitzen. Überraschung dabei: Jens Jeremies wird in einer Mini-Rolle gespielt von dem Gute Zeiten, schlechte Zeiten-Star der ersten Runde: Andreas Elsholz.
Hoeneß wurde am 13. März 2014 wegen Steuerhinterziehung von 28,5 Millionen Euro zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Trotz der Höhe der Summe sahen die bayerischen Richter keinen besonders schweren Fall der Steuerhinterziehung. Erst nach langem Hin und Her veröffentlichte das Oberlandesgericht (OLG) München die Urteilsbegründung im Fall Uli Hoeneß. Am 2. Juni 2014 trat er seine Haft im Gefängnis in Landsberg am Lech an. Anfang dieses Jahres wurde der 63-Jährige Freigänger.
Er arbeitet tagsüber in der Nachwuchsabteilung des FC Bayern und muss unter der Woche nur noch zum Schlafen hinter Gitter in die Außenstelle Rothenfeld des Landsberger Gefängnisses nahe dem Starnberger See. Als Ersttäter darf Hoeneß zudem darauf hoffen, dass die Hälfte seiner Strafe zur Bewährung ausgesetzt wird. Hoeneß käme in diesem Fall Anfang März 2016 frei.
dpa/age/LTO-Redaktion
ZDF-Film über Hoeneß: . In: Legal Tribune Online, 30.07.2015 , https://www.lto.de/persistent/a_id/16444 (abgerufen am: 19.11.2024 )
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