Im Prozess gegen das Model Gina-Lisa Lohfink kommen viele intime Details zur Sprache. Einer der Männer, den sie zu Unrecht der Vergewaltigung bezichtigt haben soll, stritt am Montag jede Unfreiwilligkeit in der Nacht vor vier Jahren ab.
Im Prozess um falsche Verdächtigung gegen das Model Gina-Lisa Lohfink hat ein früherer VIP-Manager den Vorwurf der Vergewaltigung zurückgewiesen. "Es ging von vornherein darum, Spaß zu haben. Wir hatten zu dritt Spaß", sagte der 33-jährige Sebastian Castillo Pinto als Zeuge am Montag vor dem Amtsgericht (AG) Tiergarten. Drogen oder K.-o.-Tropfen seien in der Nacht im Juni 2012 nicht im Spiel gewesen. Lohfink wirft Pinto und einem Fußballer Vergewaltigung vor.
Entsprechende Ermittlungen nach einer Anzeige von Lohfink hatte die Staatsanwaltschaft eingestellt. Die frühere Germany's next Topmodel-Kandidatin muss sich nun wegen der Behauptungen vor Gericht verantworten. Einen Strafbefehl hatte sie nicht akzeptiert. Ein Urteil noch am Montag galt laut Gericht als unwahrscheinlich.
Lohfink sei an dem Abend mit dem Fußballer an seiner Wohnungstür erschienen, sagte Pinto. Lohfink habe dann in der Wohnung angefangen zu strippen. Sie hätten über Stunden abwechselnd Sex mit Lohfink gehabt und dabei auch gefilmt. Lohfink habe noch Champagner bestellt. Sie sei fröhlich, gut gelaunt, lebenslustig und Herr ihrer Sinne gewesen. "Eine Frau vergewaltigen, ich würde das niemals tun", sagte der frühere Manager in einem Berliner Club.
Pinto: Film verschickt, "als es alle Welt schon wusste"
Er sei eigentlich der Geschädigte. Er habe seine Arbeit verloren und bekomme auch keine mehr. Der 33-Jährige war bis vor kurzem für die Justiz nicht auffindbar. Ein Strafbefehl wegen der Verbreitung eines Sex-Videos konnte bislang nicht zugestellt werden. Er werde ihn nicht akzeptieren, kündigte Pinto an. Damit könnte es zu einem neuen Prozess mit denselben Beteiligten kommen. Er habe nach der Nacht nichts weitergeschickt, erst zehn Tage später - "als alle Welt es schon wusste", so Pinto. Der Film war eine Zeit lang im Internet zu sehen.
Mehrmals rief ihn die Richterin wegen seiner Äußerungen zu den Verteidigern zur Mäßigung auf. Auch sei er psychisch nicht in der Lage gewesen, sich früher zu melden, sagte er auf die Frage, warum er erst jetzt aufgetaucht sei.
Der Fußballer hatte den Strafbefehl wegen Verbreitung des Films akzeptiert - weil er nicht noch mehr Aufsehen wollte. Er hatte am zweiten Prozesstag, der ebenfalls schon recht emotional ablief, von Sex an drei aufeinanderfolgenden Tagen mit Lohfink berichtet. Beide Männer haben jetzt ihrerseits Strafanzeige gegen Lohfink wegen Verleumdung und Beleidigung gestellt.
Lohfink war während der Aussage von Pinto, die am Nachmittag fortgesetzt werden sollte, nicht im Gerichtssaal. Zuvor zeigte sie sich erschüttert und wischte sich die Augenwinkel ab, als das Gericht die Sex-Videos abgewandt vom Publikum ansah. Als sie von ihrem Anwalt hinzugebeten wurde, rief sie: "Was wir hier überhaupt noch reden, es ist schlimm. Meint ihr, es macht mir Spaß?"
Der Fall hatte auch die "Nein heißt Nein"-Debatte über ein strengeres Sexualstrafrecht befeuert, das der Bundestag im Juli beschlossen hat. Die Anklage wegen falscher Verdächtigung und nicht zuletzt der zeitweise im Netz zugängliche Sex-Film, in dem zu sehen ist, wie Lohfink mehrfach "Hör auf" sagt, sorgte dafür, dass das Model für seine Unterstützer vom #TeamGinaLisa zum Symbol für ein verfehltes Sexualstrafrecht wurde.
dpa/acr/LTO-Redaktion
Ex-VIP-Manager im Lohfink-Prozess: . In: Legal Tribune Online, 08.08.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/20238 (abgerufen am: 13.11.2024 )
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