Ehemalige Fußballfunktionäre: Pro­zess gegen Blatter und Pla­tini hat begonnen

08.06.2022

In der Schweiz hat am Mittwoch der Prozess gegen den Ex-FIFA-Präsidenten Blatter und den Ex-UEFA-Chef Platini begonnen. Es geht um eine fragwürdige Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken, das Urteil soll in einem Monat fallen.

Der Prozess gegen den früheren FIFA-Präsidenten Joseph Blatter und den ehemaligen UEFA-Chef Michel Platini im schweizerischen Bellinzona hat begonnen. Die beiden Ex-Fußball-Spitzenfunktionäre erschienen am Mittwochmorgen vor dem Bundesstrafgericht.

Sieben Jahre nach Eröffnung des Verfahrens gegen Blatter, das schnell auch Platini seine Funktionärskarriere kostete, müssen sich beide wegen des Vorwurfs des Betrugs und weiterer Delikte verantworten.  Ihnen wird vorgeworfen, dass sie den Weltverband über eine angeblich noch ausstehende Forderung Platinis getäuscht haben. Blatter soll laut Anklage unrechtmäßig die Zahlung der FIFA in Höhe von zwei Millionen Franken plus Sozialversicherungsbeiträge an Platini bestätigt haben.

Michel Platini kommt mit seinem Team bei Gericht an. Foto: picture alliance/KEYSTONE | Alessandro Crinari

Sowohl Blatter (86) als auch Platini (66) haben die Vorwürfe zurückgewiesen. "Wir sind zuversichtlich, dass das Verfahren zu einem positiven Ergebnis führen wird, das die völlige Aufrichtigkeit von Herrn Michel Platini in dieser Sache belegen wird", sagte dessen Rechtsanwalt Dominic Nellen der Deutschen Presse-Agentur. "Die Verteidigung freut sich, dass verschiedene Zeugen, die die Ereignisse genau kennen und die die Bundesanwaltschaft nicht befragen wollte, bei der Hauptverhandlung aussagen werden."

Gehört werden unter anderen der frühere und inzwischen zurückgetretene Spitzenfunktionär Ángel Maria Villar Llona aus Spanien sowie Olivier Thormann, ehemaliges Mitglied der Bundesanwaltschaft.

Blatter: "Habe mir nichts vorzuwerfen"

Blatter saß am Mittwoch in der ersten Reihe neben seinem Rechtsanwalt Lorenz Erni und erschien mit seiner Tochter Corinne bei Gericht. "Mit der schönen Sonne, die da ist, bin ich gut gelaunt. Ich bin zuversichtlich, weil ich mir nichts vorzuwerfen habe", sagte Blatter bei seiner Ankunft vor Prozessbeginn. "Es dauert zwei Wochen, also muss ich doch am ersten Tag guter Laune sein."

Platini nahm eine Reihe hinter Blatter zwischen seinen drei Vertretern um den Anwalt Dominic Nellen Platz. Blatter und Platini haben die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Das Verfahren findet in deutscher Sprache statt und wird für Platini auf französisch übersetzt.

Insgesamt sind elf Verhandlungstage bis zum 22. Juni angesetzt. Ein Urteil soll am 8. Juli verkündet werden. Am Mittwoch stand die Befragung Blatters an, einen Tag später folgt Platini und die Zeugenaussagen beginnen.

Spannend wird auch, inwiefern der Name des aktuellen FIFA-Präsidenten Gianni Infantino in dem Prozess eine Rolle spielt. Bis zum Bekanntwerden der Vorwürfe galt Platini als praktisch sicherer Nachfolger Blatters. Nach dem Sturz des Präsidenten der Europäischen Fußballunion stieg stattdessen Infantino zum Weltverbandschef auf. Platini hatte den Ex-UEFA-Generalsekretär Ende vergangenen Jahres bei der französischen Justiz wegen aktiver Einflussnahme angezeigt. Treffen Infantinos mit dem Ex-Bundesanwalt Michael Lauber sind aber nicht Bestandteil des Prozesses. Der FIFA-Chef hatte den Vorwurf einer Absprache stets zurückgewiesen.

dpa/pdi/LTO-Redaktion

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Ehemalige Fußballfunktionäre: . In: Legal Tribune Online, 08.06.2022 , https://www.lto.de/persistent/a_id/48682 (abgerufen am: 22.11.2024 )

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