Am Montag wurde der NSU-Prozess um die mutmaßliche Rechtsterroristen Beate Zschäpe fortgesetzt. Eine Zeugin will die Angeklagte 2006 in Dortmund gesehen haben - in Begleitung ihrer mutmaßlichen Komplizen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Es könnte sich aber um eine Verwechslung handeln.
Eine Zeugin im NSU-Prozess will Beate Zschäpe mit ihren mutmaßlichen Komplizen kurz vor einem Mordanschlag in Dortmund gesehen haben. Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt hätten zusammen mit einem "Skinhead" auf einem Nachbargrundstück gestanden, berichtete die Journalistin am Montag vor dem Oberlandesgericht München. Sie habe die Gruppe von einem Dachfenster aus beobachtet. Es habe so ausgesehen, als habe der "Skinhead" den Dreien etwas auf dem Grundstück gezeigt. Die Ermittlungen lassen es allerdings möglich erscheinen, dass eine Verwechslung vorliegt.
Wie die Zeugin schilderte, öffnete sie das Fenster und hatte direkten Blickkontakt mit Zschäpe: "Sie hat nicht den Blick gesenkt, sondern etwas zur Seite gesagt." Daraufhin sei die Gruppe im Haus verschwunden. Wenn die Zeitangaben stimmen, war das wenige Tage, bevor in Dortmund Mehmet Kubasik erschossen wurde.
Inzwischen haben die Ermittler den früheren Nachbarn der Zeugin vernommen. Er sagte, seine Frau sehe Zschäpe ähnlich. Am Montag wurden den Prozessbeteiligten neue Akten ausgeteilt, darunter die Kopie eines Fotos der Nachbarsfrau. Diese ist allerdings von ziemlich schlechter Qualität.
Nächtliche Grabungsarbeiten auf Nachbargrundstück
Die Zeugin erzählte auch, im Jahr zuvor hätten auf dem Grundstück "Grabungsarbeiten" stattgefunden - teilweise bei Dunkelheit. Sie habe gedacht: "Wenn da gegraben wird und es sind keine Zeugen erwünscht, da werden möglicherweise belastende Dinge vergraben."
Auch hierfür könnte es eine harmlose Erklärung geben: Der Nachbar erzählte den Beamten des Bundeskriminalamts, er habe einen Teich ausgehoben. Auch gebe es in seinem Verwandten- und Bekanntenkreis Leute, auf die die Beschreibung von Böhnhardt und Mundlos passen könne. Mit der rechten Szene will er aber nichts zu tun haben. Der Nachbar und seine Frau sollen am 8. Oktober als Zeugen gehört werden.
Schon die Ankündigung der Zeugin hatte für Aufsehen gesorgt - denn bislang gab es kaum Hinweise darauf, dass Zschäpe bei den Anschlägen des NSU selbst in der Nähe der Tatorte war. Sie ist vielmehr als Mittäterin angeklagt, weil sie für die legale Fassade des Trios gesorgt haben soll. Mundlos und Böhnhardt hatten sich am 4. November 2011 erschossen, um der Festnahme zu entgehen.
dpa/mbr/LTO-Redaktion
NSU-Prozess: Zeugin will Zschäpe gesehen haben: . In: Legal Tribune Online, 30.09.2013 , https://www.lto.de/persistent/a_id/9708 (abgerufen am: 14.11.2024 )
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