NSU-Prozess gestartet: Menschenmassen vor dem Gerichtsgebäude

06.05.2013

Am Montagmorgen startete der erste Verhandlungstag im Prozess um die Zwickauer Terrorzelle "Nationalsozialistischer Untergrund". Das Interesse an dem "Jahrhundertprozess" ist groß. Nicht nur unzählige Medienvertreter aus In- und Ausland tummeln sich seit dem frühen Morgen vor dem Gebäude des OLG München, auch viele Privatleute wollten als Zuschauer den Prozess verfolgen.

Nach einer gut 20-minütigen Unterbrechung ist der NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht (OLG) München fortgesetzt worden. Grund für die Unterbrechung war ein Befangenheitsantrag, den die Verteidiger der Hauptangeklagten Beate Zschäpe gegen den Vorsitzenden Richter Manfred Götzl gestellt hatten wegen der Anordnung, die Verteidiger vor Betreten des Sitzungssaals besonders zu durchsuchen, nicht aber die Vertreter der Bundesanwaltschaft sowie Polizeibeamte und Justizbedienstete.

Seit dem frühen Montagmorgen hatten sich Menschentrauben und lange Schlangen vor den Einlasskontrollen des OLG gebildet. Gegen fünf Uhr warteten schon einige Dutzend Menschen auf die Öffnung des Gebäudes, um einen Platz im Gerichtssaal zu bekommen. Mitten unter den Wartenden auch der türkische Konsul. Er sehe es als seine Pflicht an, den Prozess zu verfolgen, so der türkische Diplomat. Acht der Opfer des NSU-Terrors waren türkische Staatsbürger.

Unterdessen verlangten Teilnehmer einer Kundgebung des "Bündnisses gegen Naziterror und Rassismus" vor dem Strafjustizzentrum in München die lückenlose Aufklärung der Ermittlungspannen und forderten den Rücktritt der verantwortlichen Behördenvertreter.

Vier weitere Angeklagte neben Zschäpe

Ob es heute schon zur Verlesung der Anklageschriften kommt, ist noch unklar. Einige der Nebenklägervertreter haben bereits angekündigt, eine Vielzahl von Anträgen vor Gericht stellen zu wollen. Rund 80 Angehörige und Opfer treten als Nebenkläger auf, sie werden von rund 60 Anwälten vertreten.

Die Hauptangeklagte und mutmaßliche Neonazi-Terroristin Beate Zschäpe muss sich als Mittäterin an allen Verbrechen des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU) verantworten, darunter zehn Morde. Sie soll gemeinsam mit Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt für eine beispiellose Anschlagsserie verantwortlich sein, der zwischen den Jahren 2000 und 2006 hauptsächlich türkisstämmige Mitbürger zum Opfer fielen. Neben Zschäpe stehen noch vier mutmaßliche Helfer in München vor Gericht.

Das Verfahren gilt als eines der bedeutendsten in der Geschichte der Bundesrepublik. Der Prozessbeginn hatte sich um knapp drei Wochen verzögert, nachdem das Bundesverfassungsgericht Korrekturen bei der Vergabe der Journalistenplätze verlangt hatte.

dpa/mbr/LTO-Redaktion

Zitiervorschlag

NSU-Prozess gestartet: . In: Legal Tribune Online, 06.05.2013 , https://www.lto.de/persistent/a_id/8672 (abgerufen am: 22.11.2024 )

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