Jahrelanger Rechtsstreit um Menschen-Museum beigelegt: "Kör­per­welten" dürfen fort­ge­führt werden

12.09.2018

Präparierte Leichen in einem Museum waren dem Berliner Bezirk Mitte seit Jahren ein Dorn im Auge. Vehement kämpfte die Behörde vor Gericht gegen die Ausstellung. Jetzt ist der Streit beigelegt: Das Museum darf bleiben.

Für den Präparator Gunther von Hagens findet der turbulente und mehrere Jahre währende Rechtsstreit um die Zulässigkeit seiner Ausstellung "Körperwelten" nun ein gutes Ende. Nachdem die Justiz jahrelang hinter dem Museumsbetreiber stand und regelmäßig seine Ausstellungen für zulässig befand, drohte von Hagens 2015 nach einem Urteil des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg (OVG) kurzzeitig das Aus. Nun fanden sich die Parteien erneut vor dem OVG ein. Das Ergebnis: ein Vergleich.

Die Behörde monierte immer wieder, dass nicht ersichtlich sei, woher die Leichen und Leichenteile stammten und somit auch nicht sicher nachgewiesen werden könne, ob eine Einwilligungserklärung der Angehörigen vorliege. Dem Anliegen der Behörde sind die Veranstalter der Ausstellung nun entgegengekommen.

Das Museum hat sich mit dem Bezirk unter anderem darauf geeinigt, neue Plastinate künftig zwei Wochen vorab anzukündigen, damit das Bezirksamt die Korrektheit der Leichenherkunft überprüfen kann. "Damit hat das Bezirksamt Mitte endgültig sein Ziel erreicht, dass Plastinate ohne vorherigen Nachweis einer individuell zuzuordnenden Einwilligungserklärung nicht ausgestellt werden dürfen", betonte Sozialstadtrat Ephraim Gothe (SPD). Außerdem dürfen die Mitarbeiter des Amts die Labore in Heidelberg und in Guben jederzeit besuchen und stichprobenartige Kontrollen durchführen.

Im Gegenzug habe das Bezirksamt seinerseits alle Verbote und Strafandrohungen zurückgenommen. "Zur Vermeidung weiterer gerichtlicher Streitigkeiten war dem Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg sehr an einer verbindlichen Einigung zwischen den Parteien über das weitere Verfahren bei der Ausstellung von Plastinaten gelegen", so Gothe.

Der inzwischen an Parkinson erkrankte Gunther von Hagens entwickelte die Plastinationstechnik in den 1970er-Jahren in Heidelberg, wo er 1993 auch das Institut für Plastination gründete. Die präparierten Toten sind in verschiedenen Positionen zu sehen. Sie sind jung, alt, schwanger, krank oder gesund. Die Haut ist abgezogen, Muskeln und Nervenstränge sind gut sichtbar.  Laut seinem Sohn, Rurik von Hagens, sind in der Ausstellung sechs menschliche Körper, etwa 120 Teilkörper sowie Tierpräparate zu sehen. Mehr als 500.000 Menschen sahen die Ausstellung demnach bereits.

dpa/tik/LTO-Redaktion

Zitiervorschlag

Jahrelanger Rechtsstreit um Menschen-Museum beigelegt: . In: Legal Tribune Online, 12.09.2018 , https://www.lto.de/persistent/a_id/30873 (abgerufen am: 14.11.2024 )

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