Die Post steigt aus dem Fernbusgeschäft aus und übergibt an den Marktführer. Obwohl sich mit dem Verkauf von Postbus die Position von Flixbus weiter festigt, muss das Bundeskartellamt sich mit der Transaktion nicht befassen.
Die Deutsche Post beendet ihren Ausflug ins heiß umkämpfte Fernbusgeschäft nach drei Jahren und verkauft ihr Geschäft an den Marktführer Flixbus. Bei der Vorlage der Quartalszahlen am Mittwoch begründete die Post ihren Rückzug mit der mangelnden Wirtschaftlichkeit. Flixbus hingegen treibt mit der Übernahme des Postbus seine Expansion massiv voran. "Mit dem Erwerb des Postbus-Angebots stärken wir bewusst unser Kerngeschäft in Deutschland", sagte Geschäftsführer André Schwämmlein. Zum Kaufpreis schwiegen beide Unternehmen.
Die ersten Postbus-Linien sollen ab November in das Flixbus-Netz integriert werden. Bis dahin ändert sich für die Postbus-Kunden nichts. Alle Linien seien bis zum 31. Oktober buchbar und die Postbusse würden weiter in gewohnter Zuverlässigkeit fahren, hieß es. Erst danach werden die gelben Busse aus dem Straßenbild verschwinden.
Zusammenschluss schon nicht anmeldepflichtig
Obwohl sich mit dem Verkauf des Postbus die Marktführerschaft von Flixbus im Fernbusgeschäft weiter festigt, gibt es beim Bundeskartellamt keine Einwände gegen die Transaktion. Die Behörde sei vorab von den Unternehmen über den bevorstehenden Verkauf unterrichtet worden. Das Vorhaben sei nicht anmeldepflichtig, die Umsatzschwellen würden nicht erreicht, erklärte ein Behördensprecher. Die Anmeldepflicht ergibt sich aus § 35 des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB). Danach muss sie bei einem Zusammenschluss von zwei Unternehmen erfolgen, wenn diese im letzten Geschäftsjahr weltweit Umsatzerlöse von mehr als 500 Millionen Euro und zumindest eines im Inland mehr als 25 Millionen Euro, das andere Unternehmen mehr als 5 Millionen Euro erwirtschaftet hat.
Mit einem Marktanteil von rund 10 Prozent ist Postbus nach Angaben des Beratungsinstituts IGES (Stand April 2016) derzeit die Nummer zwei auf dem deutschen Markt - hinter Flixbus mit 70 Prozent. Insgesamt fahren 90 Postbusse auf 120 Linien, zum Teil auch in europäische Nachbarländer. Flixbus bietet nach eigenen Angaben täglich 900 Verbindungen in 20 Ländern an. 20 Millionen Menschen hätten 2015 in Europa den Flixbus genutzt. Für 2016 rechnet das Unternehmen mit einem Zuwachs von 50 Prozent auf 30 Millionen Kunden. Ende Juni hatten die Berliner den britischen Konkurrenten Megabus übernommen und damit ihre Auslandsexpansion ausgebaut.
Die Deutsche Bahn, derzeit die Nummer Drei auf dem Fernbusmarkt, nimmt die Marktkonsolidierung zum Anlass, ihre Geschäftsaktivitäten auf den Prüfstand zu stellen. Nach einer Phase dynamischen Wachstums stagnierten derzeit die Fahrgastzahlen im Fernbusmarkt. Gleichzeitig bleibe der Wettbewerbsdruck absehbar hoch und die Preise unverändert niedrig, teilte das Unternehmen mit.
dpa/una/LTO-Redaktion
Flixbus übernimmt Postbus: . In: Legal Tribune Online, 03.08.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/20192 (abgerufen am: 20.11.2024 )
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