Vor zwei Jahren starb eine Kamerafrau am Filmset eines Westernfilms durch einen Schuss. Jetzt droht Alec Baldwin doch eine Anklage wegen fahrlässiger Tötung. Der Staatsanwaltschaft liegen neue Beweise vor.
Zwei Jahre nach dem Tod einer Kamerafrau durch einen Schuss-Unfall am Set des Westerns "Rust" könnte der Vorfall für Hauptdarsteller und Produzent Alec Baldwin doch noch ein juristisches Nachspiel haben. Die Staatsanwaltschaft im US-Staat New Mexico will ein neues Strafverfahren gegen den 65-jährigen anstrengen. Der Vorgang solle innerhalb der nächsten zwei Monate einer Grand Jury vorgelegt werden, teilten die Sonderermittler der Anklage am Dienstag (Ortszeit) mit. Eine Grand Jury untersucht in den USA nach der Vorlage von Beweismitteln durch die Staatsanwaltschaft Straftaten und entscheidet, ob Anklage erhoben werden soll.
Nach "umfangreichen Untersuchungen" in den vergangenen Monaten seien zusätzliche Fakten ans Licht gekommen, die aus ihrer Sicht eine Strafbarkeit von Baldwin aufzeigen, schrieben die Sonderermittler Kari Morrissey und Jason Lewis in der Mitteilung. Öffentlich äußerte sich der Hollywood-Star zu dieser Entwicklung zunächst nicht. Seine Anwälte, Luke Nikas und Alex Spiro, schrieben aber in einer Stellungnahme, es sei bedauerlich, dass eine "schreckliche Tragödie" in eine "missgeleitete Strafverfolgung" verwandelt werde.
Bei den Dreharbeiten zu dem Western "Rust" auf einer Filmranch in Santa Fe war die Kamerafrau Halyna Hutchins im Oktober 2021 tödlich verletzt worden. Auch Regisseur Joel Souza erlitt eine Schussverletzung. Baldwin, der als Hauptdarsteller und Produzent bei dem Film mitwirkte, hatte bei der Probe für eine Szene eine Waffe bedient, als sich ein Schuss löste. In dem Colt steckte eine echte Kugel. Es ist unklar, wie die scharfe Munition ans Set gelangte.
Anklage gegen Baldwin zunächst fallen gelassen
Baldwin und die Waffenmeisterin Hannah Gutierrez-Reed waren im Januar wegen fahrlässiger Tötung angeklagt worden, im April wurde die Anklage gegen Baldwin zunächst fallen gelassen. Es seien weitere Untersuchungen und forensische Analysen erforderlich, hieß es damals.
Gutierrez-Reed steht weiterhin vor Gericht, der Prozess gegen sie ist für 2024 geplant.
Neben den Strafverfahren reichten mehrere Beteiligte Zivilklagen ein und forderten Schadenersatz. Gutierrez-Reed hat bereits im Januar 2022 einen Mann, der Requisiten für den Dreh geliefert hatte, verklagt. Neben harmlosen Dummy-Patronen habe sich scharfe Munition in einer Schachtel befunden, lautet der Vorwurf. Auch Baldwin selbst geht zivilrechtlich gegen Gutierrez-Reed und einen Regieassistenten vor, der ihm am Set die Waffe gereicht hatte.
Neues Gutachten belastet Schauspieler
Sowohl Baldwin als auch Gutierrez-Reed haben die Schuld an dem fatalen Unfall stets von sich gewiesen. Baldwin beteuerte in Interviews, dass er den Abzug nicht betätigt habe. Die Ermittler prüften unter anderem, ob eine mögliche Fehlfunktion der Waffe zum Auslösen hätte führen können.
Ein im August 2023 veröffentlichtes Gutachten von zwei Schusswaffenexperten belastete den Schauspieler neu. "Obwohl Alec Baldwin wiederholt bestreitet, den Abzug betätigt zu haben, musste der Abzug angesichts der hier berichteten Tests, Befunde und Beobachtungen ausreichend betätigt oder niedergedrückt werden, um den vollständig gespannten oder eingezogenen Hahn des Revolvers zu lösen", zitiert das Branchenmagazin "People" aus dem Bericht der Fachleute.
Die zunächst eingestellten Dreharbeiten wurden fortgesetzt und im Frühjahr 2023 abgeschlossen. Neben Regisseur Joel Souza war Alec Baldwin als Produzent und Schauspieler wieder dabei. Der Witwer der Kamerafrau, Matthew Hutchins, kam neu als ausführender Produzent dazu. Die Kamerafrau Bianca Cline sollte nach Wunsch von Hutchins "die Vision von Halyna" für den Western vollenden, wie es in einer Mitteilung heißt.
dpa/fkr/LTO-Redaktion
Nach tödlichem Schuss am Filmset: . In: Legal Tribune Online, 18.10.2023 , https://www.lto.de/persistent/a_id/52952 (abgerufen am: 20.11.2024 )
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