Christine Hohmann-Dennhardt verlässt mit Wirkung zum 31. Januar den Volkswagen-Konzern. Die ehemalige BVerfg-Richterin war erst vor einem Jahr zum Vorstand für Integrität und Recht bei dem Autobauer bestellt worden.
Wie Volkswagen mitteilt, trennen sich das Unternehmen und Dr. Christine Hohmann-Dennhardt "aufgrund unterschiedlicher Auffassungen über Verantwortlichkeiten und die künftigen operativen Arbeitsstrukturen" in Hohmann-Dennhardts Ressort.
Die frühere Richterin am Bundesverfassungsgericht war erst zum Jahresbeginn 2016 von Daimler zu VW gewechselt. Der Aufsichtsrat von Daimler hatte Hohmann-Dennhardt damals auf Bitten des Volkswagen-Aufsichtsrats vorzeitig aus ihrem bis zum 28. Februar 2017 laufenden Vertrag entlassen.
Ihre Verpflichtung als Vorstandmitglied für "Integrität und Recht" galt damals als Signal dafür, dass VW es ernst damit meine, die Hintergründe des Diesel-Skandals vollständig aufklären zu wollen. Bei Daimler war die Top-Juristin während fünf Jahren ebenfalls für das Ressort "Integrität und Recht" zuständig gewesen. Das Ressort wurde damals neu eingerichtet und ging auf eine von mehreren Auflagen US-amerikanischer Behörden zurück: Nachdem Daimler in eine Korruptionsaffäre verwickelt war, hatten sie von dem Autobauer gefordert, einen Vorstand eigens für Compliance einzustellen.
Abfindung in Millionenhöhe?
Laut einem Bericht des Spiegel erweist sich das kurze Engagement von Christine Hohmann-Dennhardt für VW als durchaus kostspielig. Die ehemalige Richterin am Bundesverfassungsgericht soll nach Informationen des Nachrichtenmagazins insgesamt mehr als zwölf Millionen Euro von dem Konzern erhalten.
Ihr stehe neben dem Gehalt für 13 Monate Arbeit auch eine Abfindung in Höhe von knapp zwei Jahresgehältern zu. Zudem habe VW Hohmann-Dennhardt eine Entschädigung dafür zugesagt, dass sie vorzeitig aus dem Vorstand von Daimler ausgeschieden war, um zu Volkswagen zu wechseln. Sie habe damals auf Ansprüche in Millionenhöhe gegenüber Daimler verzichtet.
Als Grund für die überraschende Ablösung Hohmann-Dennhardts vermuten Unternehmenskenner laut Spiegel, dass sie den Machtkampf gegen den Chefjuristen Manfred Döss verloren habe. Döss besitzt das Vertrauen der Eigentümerfamilien Porsche und Piëch und hat die Einigung mit den US-Justizbehörden ausgehandelt. Spekuliert wird jedoch auch darüber, ob die ehemalige Verfassungsrichterin zu gründlich aufklären wollte.
Zu Hohmann-Dennhardts Nachfolgerin wurde Hiltrud Werner ernannt. Sie verantwortet seit dem 1. Januar 2016 die Konzernrevision von Volkswagen. Werner ist keine Juristin, sondern Diplom-Ökonomin. Sie war bis zu ihrem Wechsel in den Volkswagen-Konzern Leiterin der Revision der ZF Friedrichshafen AG.
VW wechselt Vorstand für Integrität und Recht aus: . In: Legal Tribune Online, 31.01.2017 , https://www.lto.de/persistent/a_id/21939 (abgerufen am: 23.11.2024 )
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