Equity Partner werden oder doch lieber von der Kanzlei in ein Unternehmen wechseln? Berufliche Ziele sollten sorgfältig ausgewählt und dann systematisch umgesetzt werden. Karriereberaterin Carmen Schön erklärt, wie das geht.
Das Lebenshaus eines jeden Menschen besteht aus vier Säulen: Dem Beruf, den sozialen Kontakten, der Gesundheit und dem Lebenssinn. Diese Säulen haben in jedem Lebensalter eine unterschiedlich hohe Bedeutung. Beispielsweise ist der Lebenssinn für einen 30jährigen meist weniger wichtig als für einen 40jährigen, der schon viele Jahre im Arbeitsleben steht. Für den Jüngeren dagegen steht vermutlich die berufliche Weiterentwicklung im Vordergrund.
Wer sich berufliche Ziele setzen will, sollte sich daher zunächst die Frage stellen: Passt mein Ziel überhaupt zu meiner Lebensplanung, also zu den anderen Säulen meines Lebenshauses? Im Coaching nennt man es Ökologiecheck: Es soll überprüft werden, ob die Veränderungen, die in einem Bereich des Lebenshauses durch das neue Ziel ausgelöst werden, in Konflikt geraten mit den anderen drei Säulen. Insgesamt sollte das (neue) berufliche Ziel mit den anderen Lebenssäulen im Einklang stehen.
Visionen entwickeln
"Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen", hat Helmut Schmidt vor vielen Jahren einmal gesagt. Heute würde man eher sagen: Wer keine Visionen hat, sollte zum Arzt gehen. Karriereberater verstehen unter Visionen langfristige Ziele, die in einem Zeitraum von drei bis fünf Jahren erreicht werden sollen. Aus der eher unkonkreten Vision wird dann das konkrete Ziel abgeleitet, das man innerhalb eines Jahres erreichen will.
Um eine Vision für ihr Berufsleben zu entwickeln, fragen Sie sich beispielsweise: Was will ich in drei oder fünf Jahren beruflich erreicht haben? Wie arbeite ich dann? Wie hoch wird mein Gehalt sein? Welche Position bekleide ich? Wem es schwer fällt, eine Vision zu entwickeln kann sich ein sogenanntes Role Model oder Vorbild im beruflichen Umfeld, beispielsweise in der Kanzlei, suchen.
Ziele nach der SMART-Formel definieren
Wenn Menschen beim Versuch scheitern, ihre Ziele zu erreichen, liegt es oft daran, dass diese nicht richtig definiert wurden. Ziele, die unkonkret bleiben, geraten im hektischen Alltag schnell aus dem Fokus. Ziele müssen spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert sein – SMART.
Wenn Sie als Ihr Ziel definiert haben, Equity-Partner zu werden, dann sollten Sie zum Beispiel prüfen, ob das auch tatsächlich realistisch ist. Arbeiten Sie möglicherweise in einem Fachbereich, in dem absehbar ist, dass in den nächsten Jahren gar keine Partner neu ernannt werden?
Prüfen Sie auch intensiv die Attraktivität Ihres Ziel und fragen Sie sich beispielsweise: Ist der Partnerstatus wirklich erstrebenswert für mich? Das viele Geld lockt vielleicht, aber wie sieht es mit dem hohen Arbeitseinsatz aus, der nötig werden wird? Jedes (berufliche) Ziel soll attraktiv sein, damit man genügend Energie entwickeln kann, um es anzugehen.
Eine Timeline erstellen
Brechen Sie Ihr Jahresziel nun auf kleine Häppchen herunter und überlegen Sie, welche konkreten Schritte Sie an ihr Ziel bringen werden. Notieren Sie sich diese Etappen in einem Kalender. Wenn Sie beispielsweise von der Kanzlei in ein Unternehmen wechseln wollen, dann fragen Sie sich, wie Sie den Absprung am besten schaffen. Welche Veranstaltungen könnten Sie vielleicht besuchen, um Kontakte zu möglichen neuen Arbeitgebern zu knüpfen?
Ein letzter Tipp: Manchmal drückt man sich davor, diese konkreten Schritte in Angriff zu nehmen. Das kann daran liegen, dass das Ziel nicht attraktiv genug ist. Wer ein Ziel erreichen will, muss seine Komfortzone verlassen und viel Energie investieren. Diese Energie bringt man nur auf, wenn das Ziel verlockend genug ist.
Carmen Schön, Berufliche Entwicklung: . In: Legal Tribune Online, 01.07.2015 , https://www.lto.de/persistent/a_id/16035 (abgerufen am: 05.11.2024 )
Infos zum Zitiervorschlag