Die #MeToo-Bewegung hat auch in europäischen Firmen einiges in Bewegung gebracht. Um sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz zu verhindern, hat eine große Mehrheit der Unternehmen konkrete Maßnahmen umgesetzt, heißt es in einer Studie.
Es ist inzwischen gut ein Jahr her, seit in den USA der Fall des Filmproduzenten Harvey Weinstein bekannt wurde. Er soll sich über Jahrzehnte gegenüber Dutzenden Frauen aus der Filmindustrie der sexuellen Belästigung, der sexuellen Nötigung und der Vergewaltigung schuldig gemacht haben – Weinstein bestreitet das. Unter dem Hashtag #MeToo machten in der Folge viele Menschen ihre Erfahrungen mit sexueller Belästigung und Geschlechterdiskriminierung publik.
Europäische Unternehmen haben die #MeToo-Bewegung zum Anlass genommen, sich mit dem Thema sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz zu befassen, heißt es in einer Untersuchung der internationalen Arbeitsrechtskanzlei Littler. Befragt wurden im Juni und Juli dieses Jahres 800 Führungskräfte, Personaler und Unternehmensjuristen in acht europäischen Ländern, darunter auch in Deutschland. "Die Vorstandsetagen in ganz Europa wurden erschüttert durch das explosive, virale Wachstum der #MeToo-Bewegung", resümiert Stephan Swinkels, Managing Partner Europe bei Littler.
Neue Büros und keine Parties mehr mit Alkohol
Laut der Studie haben 79 Prozent der befragten Arbeitgeber konkrete Maßnahmen ergriffen, um sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz zu verhindern. Dies betreffe etwa Arbeitsabläufe, die Gestaltung der Arbeitsplätze und sogar die Interaktionen zwischen den Mitarbeitern. 23 Prozent der Arbeitgeber haben Instrumente oder Untersuchungsverfahren eingeführt, um Beschwerden über sexuelle Belästigungen anzugehen. 19 Prozent haben die Arbeitsbereiche geändert, z.B. durch mehr offene Büroflächen und größere Gemeinschaftsflächen. Und in 17 Prozent der befragten Unternehmen wurden sogar bestimmte Veranstaltungen, insbesondere wenn dabei Alkohol fließen sollte, gestrichen.
Zudem hat ein Fünftel der europäischen Unternehmen schon beendete Untersuchungen zur sexuellen Belästigung wieder neu aufgenommen. Das sei ein ernster Schritt für die Arbeitgeber und zeige wie groß das Besorgnis ist, heißt es bei Littler. Einer großen Anzahl von aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern könnten ernste Konsequenzen und sogar rechtliche Schritte drohen. Beispielsweise habe eine europäische Investmentbank zwei Mitarbeiter in London entlassen, nachdem ein ehemaliger Mitarbeiter den Chief Executive Officer in einem Schreiben gebeten hatte, sich noch einmal mit einem früheren Fall sexueller Belästigung zu befassen.
43 Prozent der befragten Arbeitgeber wünschen sich außerdem, dass in der EU Gesetze eingeführt werden, die geschlechtsspezifische Lohnunterschiede aufdecken. Eine beträchtliche Zahl der Umfrageteilnehmer habe sich im Blick auf die Gleichstellung der Geschlechter für zusätzliche Regulierungs- und Berichtspflichten ausgesprochen, heißt es in der Studie.
ah/LTO-Redaktion
#MeToo: . In: Legal Tribune Online, 22.11.2018 , https://www.lto.de/persistent/a_id/32269 (abgerufen am: 14.11.2024 )
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