Müssen sich M&A-Anwälte auf eine Durststrecke einstellen? Das legt zumindest eine aktuelle Studie nahe. Demnach wollen Unternehmen zwar weiter zukaufen, aber nicht mehr zu jedem Preis. Das macht Deal-Verhandlungen zäher.
Die Partystimmung ist vorbei - so lautet das Fazit, das die Wirtschaftskanzlei CMS und das Magazin Finance in ihrem ersten M&A-Panel für 2019 ziehen. Bei der Umfrage wurden leitende Mitarbeiter aus den M&A-Abteilungen deutscher Unternehmen, Investmentbanker und M&A-Berater anonym zu ihrer Markteinschätzung befragt.
Sind in den vergangenen Jahren beinahe im Monatstakt neue Deal-Rekorde vermeldet worden, zeichnen sich nun ruhigere Zeiten ab. Was Transaktionen schwieriger macht, sind der Studie zufolge vor allem unterschiedliche Vorstellungen zum Kaufpreis. Denn sowohl die befragten Vertreter der Unternehmen als auch die M&A-Berater sind ganz überwiegend der Ansicht, dass in vielen Branchen derzeit überhöhte Preise gezahlt werden. Transaktionen werden zudem dadurch gehemmt, dass Käufer und Verkäufer das Übernahmeziel, also das "Target", unterschiedlich bewerten und es zu langwierigen Verhandlungen kommt.
Anzeichen einer Trendwende?
"Ich habe dies schon mehrfach in Zeiten der Trendumkehr beobachtet", sagt Dr. Thomas Meyding, Corporate-Partner bei CMS. Die Verkäufer versuchten, utopische Forderungen durchzusetzen, während die Käufer deutlich risikobewusster seien. "Dies schlägt sich dann in einer umfangreichen Due Diligence und langwierigen Verhandlungen nieder. Da wird nicht nur um die Kaufpreisformel gerungen, sondern auch um die Garantien einschließlich Rechtsfolgen." Dieser Abschwung habe sich bereits 2018 abgezeichnet, sei aber zunächst von einigen wenigen Megadeals überlagert worden, so Meyding weiter.
Dennoch geben die meisten M&A-Verantwortlichen in den Unternehmen an, weiter zukaufen zu wollen. Sie sind davon überzeugt, dass auch die Finanzierung großer Übernahmen für sie umsetzbar wäre – insbesondere durch eigene Mittel. Dass die Marktteilnehmer so finanzstark sind, verschärft die Konkurrenz um Übernahmeziele in Deutschland, Europa wie auch im außereuropäischen Ausland. Die Suche dauert entsprechend länger als im Vorjahr.
Compliance wird wichtiger
Für ein knappes Drittel der befragten Unternehmen nimmt beim Unternehmenskauf die rechtliche Absicherung gegen Risiken durch eine umfassende Due Diligence gegenüber dem Vorjahr zu. Die restlichen 68 Prozent messen diesem Punkt immerhin eine gleiche Bedeutung bei wie noch 2018. Der These, dass die Prüfung von Compliance-Risiken bei potenziellen Targets einen größeren Stellenwert als noch 2018 hat, stimmen 40 Prozent der befragten Unternehmen zu.
Weiter heißt es in der Studie, dass 18 Prozent der M&A-Verantwortlichen in Unternehmen in diesem Jahr mehr Zeit auf die Einführung von Compliance-Systemen verwenden wollen als 2018. Rund 75 Prozent sagen, dass der Punkt genau so viel Zeit wie im Vorjahr in Anspruch nimmt.
ah/LTO-Redaktion
Mergers & Acquisitions: . In: Legal Tribune Online, 26.04.2019 , https://www.lto.de/persistent/a_id/35087 (abgerufen am: 16.11.2024 )
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