Mergers & Acquisitions: 2016 hat Poten­zial zum M&A-Rekord­jahr

19.10.2016

Die Brexit-Entscheidung hat den deutschen M&A-Markt laut einer aktuellen Studie von Allen & Overy nicht wesentlich beeinflusst. Was das Transaktionsvolumen angeht, könnte 2016 zum Rekordjahr werden.

Wie es in den M&A-Insights von Allen & Overy heißt, war im dritten Quartal dieses Jahres die Zahl milliardenschwerer Übernahmen deutscher Unternehmen im Ausland besonders bemerkenswert.

Für das wohl größte Aufsehen im deutschen M&A-Markt sorgte die Einigung des Pharmakonzerns Bayer mit dem Management der US-amerikanischen Agrarchemie-Gruppe Monsanto auf einen 66 Milliarden US-Dollar schweren Zusammenschluss. Noch nie zuvor hat ein Unternehmen gewagt, eine so große Cash-Übernahme zu stemmen. Gleichzeitig ist die Transaktion die größte Auslandsinvestition, die ein deutsches Unternehmen jemals getätigt hat.

Auch andere namhafte deutsche Unternehmen tätigten milliardenschwere Akquisitionen im Ausland: Fresenius erwarb den spanischen Klinikbetreiber Quirónsalud für 5,76 Milliarden Euro, Hapag Lloyd und die United Arab Sipping Company schlossen eine Zusammenschlussvereinbarung im Wert von 5,4 Milliarden US-Dollar, und Deutschlands größter Vermieter Vonovia bietet 2,9 Milliarden Euro für den österreichischen Rivalen Conwert.

Zugleich waren deutsche Unternehmen auch im dritten Quartal gesuchte Akquisitionsziele. Die Zahl der Inbound- und Outbund-Transaktionen hielt sich der Studie zufolge in etwa die Waage. Angesichts der großen, mehrere Milliarden schweren Übernahmen deutscher Unternehmen im Ausland überrasche es nicht, dass das Gesamtvolumen der M&A-Transaktionen mit inländischen Zielunternehmen deutlich hinter dem Volumen der Auslandsakquisitionen deutscher Unternehmen zurückgeblieben sei, heißt es.

"Chinesische Investoren haben viel Geld"

"Im Übrigen sehen wir, dass der Kapitalmarkt die Börsengänge von Uniper und Innogy gut aufgenommen hat. Dies ist ein klares Zeichen der Stärke", sagt Dr. Hartmut Krause, Corporate- und M&A-Partner im Frankfurter Büro von Allen & Overy. "Verschiedene Käufer möchten ihre Transaktionen und deren Finanzierung noch vor den Präsidentschaftswahlen in den USA und möglichen geldpolitischen Änderungen unter Dach und Fach bekommen. Chinesische Investoren haben weiterhin viel Geld zur Verfügung und sind bereit, hohe Kaufpreise zu bezahlen", fährt Krause fort.

Schon im ersten Quartal 2016 hatte das Volumen chinesischer Akquisitionen in Deutschland den Wert des gesamten Vorjahres überstiegen – die im zweiten Quartal 2016 angekündigte Übernahme von KUKA durch den Haushaltsgerätehersteller Midea noch nicht einmal eingerechnet.

Zu den im dritten Quartal 2016 bekannt gegebenen Transaktionen chinesischer Unternehmen zählen u.a. die Übernahme einer Sparte des Medikamentenherstellers Acino durch den in Hongkong börsennotierten chinesischen Pharmahersteller Luye für 245 Millionen Euro oder die Übernahme des Luftfahrtindustrie-Zulieferer Broetje durch den Mischkonzern Shanghai Electric für 173,5 Millionen Euro.

Brexit nicht nachteilig für den deutschen Markt?

Prognosen darüber, wie sich das Marktgeschehen weiterentwickeln wird, wagt man bei Allen & Overy derzeit nicht. Mit der Brexit-Enscheidung habe eine neue Epoche begonnen, und die Auswirkungen des Referendums seien weder in politischer noch in wirtschaftlicher Hinsicht abzusehen, schreiben die Studienautoren: "Für den traditionell von Transaktionen unter US-amerikanischer Beteiligung geprägten und nun ins Visier chinesischer Investoren genommenen deutschen M&A-Markt muss das nicht notwendigerweise nachteilig sein."

Der M&A-Anwalt Krause sagt: "Die Gefahr, dass das Vereinigte Königreich den Zugang zum europäischen Binnenmarkt verlieren könnte, motiviert nicht nur Banken und Finanzdienstleister zur Gründung kontinentaleuropäischer Tochtergesellschaften. Auch Industrieunternehmen sind bestrebt, ihre Lieferketten so zu gestalten, dass mit Einfuhrzöllen belastete Lieferungen über den Kanal künftig unterbleiben. Diese Optimierungsbemühungen dürften M&A-Transaktionen zur Folge haben."

Der Report M&A-Insights von Allen & Overy erscheint quartalsweise. Er will einen Einblick in die aktuelle weltweite Marktsituation geben und enthält Einschätzungen von Partnern der Kanzlei. Untermauert werden die Aussagen durch unabhängige, extern in Auftrag gegebene vierteljährliche Erhebungen zu Anzahl und Wert weltweiter M&A-Transaktionen.

Beteiligte Kanzleien

Quelle: Allen & Overy

Zitiervorschlag

Mergers & Acquisitions: . In: Legal Tribune Online, 19.10.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/20904 (abgerufen am: 22.11.2024 )

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