Seit zwei Monaten sitzt der frühere Wirecard-Chef Markus Braun hinter Gittern, nun will er auf freien Fuß gesetzt werden. Seine Anwälte haben dem Vernehmen nach Haftbeschwerde eingelegt.
Das Amtsgericht (AG) München hatte den österreichischen Manager am 22. Juli auf Antrag der Staatsanwaltschaft hinter Schloss und Riegel gesetzt. Wie am Dienstag zunächst das Handelsblatt unter Berufung auf informierte Kreise berichtete, haben die Anwälte von Markus Braun vor einigen Tagen Haftbeschwerde eingelegt. Eine offizielle Bestätigung oder eine Stellungnahme der Anwälte gab es nicht. Auf 70 Seiten legen Brauns Anwälte dem Bericht zufolge dar, warum ihr Mandant aus ihrer Sicht nicht hätte in Haft genommen werden dürfen und die Untersuchungshaft beendet werden müsse.
Der Ex-Manager hatte sich und das Unternehmen bei seinem Rücktritt Ende Juni zunächst als Opfer eines gigantischen Betrugs dargestellt. Die Ermittler indes gehen von gewerbsmäßigem Bandenbetrug aus, bei dem die Wirecard-Chefetage unter maßgeblicher Beteiligung Brauns über Jahre Scheingeschäfte in Milliardenhöhe ausgewiesen haben soll. Der Schaden für die kreditgebenden Banken und Investoren könnte sich auf 3,2 Milliarden Euro summieren.
Wirecard ist Zahlungsabwickler für Kreditkarten an Ladenkassen und im Internet. Die Geschäfte mit nicht existenten Kunden wurden nach derzeitigem Stand der Ermittlungen über Subunternehmer im Mittleren Osten und in Südostasien abgewickelt.
Sollte sich das am Ende bestätigen, stünde der insolvente Bezahldienstleister für den größten Betrugsfall der deutschen Nachkriegsgeschichte. Bisheriger Rekordhalter ist die Flowtex-Gruppe, die Ende der 1990er Jahre mit dem Verkauf nicht existenter Spezialbohrmaschinen gut zwei Milliarden Euro Schaden angerichtet hatte.
dpa/ah/LTO-Redaktion
Betrugsskandal um den insolventen Dax-Konzern: . In: Legal Tribune Online, 22.09.2020 , https://www.lto.de/persistent/a_id/42872 (abgerufen am: 14.11.2024 )
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