Die Rechtsberatungseinheiten von großen WP-Gesellschaften wachsen stärker als die Wirtschaftskanzleien, mit denen sie in Wettbewerb treten wollen. Allerdings hinken sie noch weiter hinterher, geht aus einer neuen Lünendonk-Studie hervor.
Lünendonk & Hossenfelder hat erstmals den Kanzlei-Markt unter die Lupe genommen. Am Donnerstag wurde die Studie Führende Wirtschaftskanzleien in Deutschland in Frankfurt vorgestellt. Das Marktforschungsunternehmen ist bekannt für die "Lünendonk-Listen" mit Anbieterrankings in verschiedenen Dienstleistungsbranchen, darunter auch für Steuerberater- und Wirtschaftsprüfungs- (WP)-Gesellschaften.
Einblicke gibt die Erhebung vor allem, indem sie einige Kennzahlen der Rechtsberatungsgesellschaften in den WP-Gesellschaften mit denen klassischer Wirtschaftskanzleien vergleicht. Denn die WP-Gesellschaften sehen hohes Wachstumspotenzial im Geschäft mit der Rechtsberatung und haben deshalb in der Vergangenheit eigene Legal-Einheiten aufgebaut oder bestehende verstärkt. Diese wachsen auch erheblich schneller als ihre Wettbewerber, die Wirtschaftskanzleien. Sie steigerten ihren Umsatz im Geschäftsjahr 2016 um 13,6 Prozent, die Kanzleien dagegen nur um 5,8 Prozent. Der durchschnittliche Umsatz pro Kanzlei bzw. WP-Einheit lag bei 112,8 Millionen Euro.
WP-Einheiten sind kleiner und machen weniger Umsatz
Im Schnitt sind die Rechtsberatungsarme der WP allerdings noch deutlich kleiner als die Wirtschaftskanzleien: Sie haben durchschnittlich 149 Berufsträger, die Law Firms dagegen im Durchschnitt 269. Auch hinsichtlich des Umsatzes pro Berufsträger (UBT) hinken sie weit hinterher: Der UBT liegt in einer Wirtschaftskanzlei der Studie zufolge im Durchschnitt bei 600.100 Euro. Die Rechtsberatungseinheiten von WP-Gesellschaften kommen dagegen auf gerade einmal 315.800 Euro – also etwas mehr als die Hälfte. Insgesamt leisten die Juristen 1.400 abrechenbare Stunden pro Jahr.
Der gesamte deutsche Markt für Rechtsberatung wird von Statista mit 24 Milliarden Euro angegeben. Die Studienteilnehmer schätzen, dass von diesem Marktvolumen rund 6,5 Milliarden, also ungefähr ein Viertel, für sie relevant ist. Als Beratungsfelder, die in Zukunft wichtig sein werden, nennen sie Compliance, IT-Recht und Datenschutz. Eine große Mehrheit der Befragten ist in diesen Bereichen auch schon tätig. Ausnahmslos alle Studienteilnehmer beraten in den Feldern M&A/Due Diligence, Handels-, Gesellschafts- und Konzernrecht sowie im Erbrecht und bei der Nachfolgeplanung.
Herausforderungen: Recruitung und Digitalisierung
Die größte Herausforderung für die Studienteilnehmer im Bereich Personal seien die hohen Einstiegsgehälter, heißt es in der Lünendonk-Studie weiter. Hinzu kommen die Schwierigkeiten, gute Absolventen zu finden, das Change-Management im Zusammenhang mit der digitalen Transformation, hohe Gehaltsforderungen und eine hohe Fluktuation der Associates.
Den Einfluss der Digitalisierung auf ihr Geschäftsmodell bezeichnen die Befragten als "wichtig". Hohe Investitionen hat das allerdings nicht zur Folge: Im Durchschnitt werden nur 3,9 Prozent vom Umsatz für Legal-Tech-Projekte aufgebracht, ergab die Umfrage. Mit 92 Prozent befassen sich fast alle Kanzleien und WP-Einheiten mit Legal Tech, insbesondere im Partnerkreis und im Rahmen von Strategiesitzungen. Bei 58 Prozent sind entsprechende Anwendungen bereits im Einsatz.
Für die Studie Führende Wirtschaftskanzleien in Deutschland wurden zwischen Juni und November 2017 insgesamt 32 Wirtschaftskanzleien und Rechtsberatungseinheiten von WP-Gesellschaften unter anderem zu ihren Strukturen und Strategien befragt. Die Publikation entstand in Zusammenarbeit mit KPMG, KPMG Law sowie Rödl & Partner und soll im Februar publiziert werden.
ah/LTO-Redaktion
Lünendonk-Studie über Wirtschaftskanzleien: . In: Legal Tribune Online, 26.01.2018 , https://www.lto.de/persistent/a_id/26719 (abgerufen am: 23.11.2024 )
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