Legal Tech: Trends in Deut­sch­land 2017

2/2: Innovationsschub durch Rechtsabteilungen

Im Jahr 2017 werden Anwälte sich in diesen Themen fortbilden und erste Erfahrungen praktisch zur Anwendung bringen. Neben der Viadrina bietet auch die Bucerius Law School bereits heute Legal-Tech-Kurse an, die dieses "Digitalisierungswissen" vermitteln sollen.   

Auch Rechtsabteilungen werden in 2017 Motor für die Digitalisierung der Rechtsbranche sein. Diese geben nach einer Untersuchung des BUJ und der Wirtschaftskanzlei CMS derzeit noch an, recht wenig Budget zu haben, stehen jedoch der Digitalisierung sehr positiv gegenüber.

Ihnen bleibt auch kaum etwas anderes übrig, schließlich ist die in der deutschen Industrie bereits im vollen Gange. Die Digitalisierung in Produktion und Produkt (Bsp. Connected Mo-bility) bringt auch für Rechtsabteilungen ganz neue Herausforderungen. Sie werden künftig einen zunehmenden Bedarf an neuen digitalen Produkten haben, die von Anwälten und Kanzleien unter Einsatz von Legal Tech gedeckt werden müssen. So sind bspw. datenschutzrechtliche Fragestellungen für Automobilhersteller nicht mehr in "klassischer" Gutachtenform konsumierbar, sondern es bedarf digitaler Datenbanken, die von Kanzleien bereitgestellt werden und klassische Rechtsgutachten ablösen.

Künstliche Intelligenz und mehr Vertrauen in die Cloud

Ein weiterer Trend in 2017 wird der verstärkte Einsatz von Künstlicher Intelligenz – basierend auf Machine Learning oder regelbasierten Lösungen – bei Anwälten und Kanzleien sein, um repetitive und leicht standardisierbare Aufgaben bspw. in Due-Dilligence-Prozessen zu vereinfachen und zu beschleunigen. Ein starker Impetus wird auch diesbezüglich von Mandanten ausgehen. In diesem Bereich werden bspw. Kira, Ravn und Leverton* aktiv sein.

Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz werden sich auch Arbeitsweisen von Anwälten ändern, ohne diese allerdings in ihrem Kernbereich auf absehbare Zeit zu verdrängen.

Schon jetzt viel näher dran ist die deutsche Industrie beim Thema Cloud. Insgesamt ist zu beobachten, dass viele Firmen ihre kritische Einstellung zu Cloud-Lösungen überdenken und nunmehr gezielt auch cloudbasierte Softwarelösungen setzen.

Diese Entwicklung wird zeitlich versetzt auch bei Anwälten und Kanzleien ankommen. Hierdurch wird die Anzahl leicht zu nutzender und preisgünstiger Legal-Tech-Produkte wie z.B. LegalTrek oder winra steigen.

Chatbots und neue Abrechnungsmodelle

Eine interessante Entwicklung in 2017 wird auch der Einsatz von Chatbots im Rechtsbereich sein. Chatbots sind, vereinfacht gesagt, Programme, die automatisiert mit Nutzern kommunizieren können. Sie werden zunehmend in der Kundenkommunikation eingesetzt.

Auch im Rechtsbereich ergeben sich interessante Anwendungsgebiete, insbesondere in Bereichen, in denen es eine hohe Anzahl von relativ gleich gelagerten Fällen gibt. Ein Chatbot, der bei Strafzetteln in London und anderen Städten "berät", sorgt bereits für Furore und mit LawDroid gibt es auch einen Chatbot, der in Kalifornien bei der Gründung von Unternehmen Unterstützung leistet.

Auf allen Rechtsgebieten wird der zunehmende Einsatz von Legal-Tech-Tools in 2017 auch Auswirkungen auf die traditionellen Abrechnungsmodelle von Kanzleien haben. Die Nutzung von Technologie wird Festpreise, aber auch gänzlich neue Monetarisierungsstrategien hervorbringen.

Das Jahr 2017 verspricht ein weiteres Jahr mit vielen LegalTech-Highlights zu werden. Zwei sehr zum empfehlende Legal-Tech-Tagungen in München und Berlin machen den Anfang. Daneben wird sich der 68. Deutsche Anwaltstag in Essen im Mai 2017 schwerpunktmäßig mit "Innovationen und Legal Tech" befassen. Und auch beim u.a. von Wolters Kluwer, zu der auch LTO gehört, in Köln veranstalteten Anwaltszukunftskongress im September dürfte das Thema ganz oben auf der Agenda stehen. In diesem Sinne: Auf ein innovatives Jahr 2017.

*Der Autor Dr. Micha-Manuel Bues ist Managing Director Business Services beim Legal-Tech-Unternehmen Leverton. Er ist zudem Mitglied der Executive Faculty des Bucerius Center on the Legal Profession an der Bucerius Law School, stellvertretender Vorstand der European Legal Technology Association und Betreiber des Legal-Tech-Blog.