Wegen Cum-Ex-Verwicklungen?: DLA Pipers Co-Mana­ging-Partner tritt zurück

13.12.2019

Konrad Rohde legt sein Amt als Co-Managing Partner von DLA Piper in Deutschland zum Ende des Jahres nieder. Laut einem Medienbericht steht der Rücktritt im Zusammenhang mit dem Cum-Ex-Skandal. Rohde selbst gibt "persönliche Gründe" an.

Der Steuerrechtler Dr. Konrad Rohde bildet seit 2016 gemeinsam mit dem M&A-Anwalt Dr. Benjamin Parameswaran eine Doppelspitze, die die Geschicke von DLA Piper in Deutschland lenkt. Nun tritt er mit Wirkung zum 31. Dezember von dieser Position zurück, verbleibt aber in der Kanzlei. Parameswaran leitet die deutschen Büros künftig alleine.

Über die Hintergründe von Rohdes Entscheidung lässt sich nur spekulieren. Das britische Branchenmedium Legal Week hatte am Donnerstag berichtet, der Rücktritt stehe im Zusammenhang mit dem Cum-Ex-Skandal. DLA Piper teilt am Freitag gegenüber LTO mit, Rohde habe für seine Entscheidung "persönliche Gründe" genannt. "Wir akzeptieren seine Entscheidung und können sie nicht weiter kommentieren", heißt es aus der Kanzlei. Weiter stellt DLA Piper klar, dass die Kanzlei nicht an Cum-Ex beteiligt sei und auch Rohde während seiner Zeit bei DLA Piper nicht zu Cum-Ex beraten habe.

Rohde gehörte dem Team um Hanno Berger an

Allerdings hat Rohde eine berufliche Vergangenheit, die eng mit den Cum-Ex-Transaktionen verknüpft ist. Bevor er 2013 zu DLA Piper kam, arbeitete er viele Jahre im Team von Hanno Berger. Der gilt als führender Berater im Zusammenhang mit den Aktiendeals, bei denen Anleger sich nur einmal abgeführte Kapitalertragssteuern doppelt erstatten ließen. Der Steuerschaden, der dadurch entstanden ist, liegt in Milliardenhöhe.

Das Team um Berger arbeitete zunächst bei Shearman & Sterling, zog dann Mitte 2004 zur inzwischen insolventen Kanzlei Dewey & LeBoeuf weiter und machte sich im August 2010 als Berger Steck & Kollegen selbstständig. Rohde arbeitete zunächst als Associate in dem Team, bei Berger Steck & Kollegen war er dann einer von sechs Geschäftsführern. Im Juli 2013 wechselte Rohde zu DLA Piper und nahm drei Associates mit.

Berger Steck & Kollegen löste sich wenige Monate später auf; die Kanzlei war nicht zuletzt wegen ihrer Beratung im Zusammenhang mit Cum-Ex in Probleme geraten. Gegen Hanno Berger wurde ermittelt, im Oktober 2017 hat die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt Anklage gegen ihn erhoben. Berger, der inzwischen in der Schweiz lebt, bestreitet die Vorwürfe und wehrte sich unter anderem mit einer Verfassungsbeschwerde gegen die Ermittlungen, blieb damit aber ohne Erfolg.

Cum-Ex-Skandal trifft immer mehr auch die Anwaltschaft

Unterdessen zieht die Aufklärung des Cum-Ex-Skandals auch in der Anwaltschaft weiter Kreise. Derzeit läuft am Landgericht (LG) Bonn der erste Strafprozess in dem Komplex. Angeklagt sind zwei ehemalige Aktienhändler, ihnen wird besonders schwere Steuerhinterziehung vorgeworfen. Ein wichtiger Zeuge der Anklage ist ein ehemaliger Großkanzlei-Anwalt, der offenbar aus Bergers Umfeld stammt. Er hat an insgesamt vier Tagen ausgesagt und dabei tiefe Einblicke in die Beraterwelt gegeben.

Im November wurde außerdem ein ehemaliger Freshfields-Partner in Untersuchungshaft genommen – es war die erste Festnahme eines Rechtsanwalts wegen Cum-Ex-Geschäften. Dem Steuerrechtler wird Beihilfe zur Steuerhinterziehung vorgeworfen. Er soll Gutachten für die mittlerweile insolvente Maple Bank geschrieben haben, die den Cum-Ex-Geschäften einen legalen Anstrich gegeben hätten. Er soll auch geholfen haben, die Finanzbehörden bei einer Betriebsprüfung gezielt in die Irre zu führen. Kurz vor seiner Verhaftung hat er die Partnerschaft bei Freshfields auf eigenen Wunsch niedergelegt.

ah/LTO-Redaktion

Beteiligte Kanzleien

Zitiervorschlag

Wegen Cum-Ex-Verwicklungen?: . In: Legal Tribune Online, 13.12.2019 , https://www.lto.de/persistent/a_id/39237 (abgerufen am: 05.11.2024 )

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