Arbeitgeber-Rankings für Juristen: Kanzlei sucht Bewerber

von Dr. Anja Hall

10.03.2015

2/2: Viele Kanzleien im Stonewall-Ranking vertreten

Ein Arbeitgeberranking der etwas anderen Art erstellt die britische Organisation Stonewall, die sich für Gleichbehandlung von Homo- und Bisexuellen einsetzt. Im Ranking der Stonewall Top 100 Employers, der "Britain’s most gay-friendly workplaces" auszeichnet, finden sich überraschend viele Kanzleien unter den Top-Platzierten. Die Plätze 1 bis 5 dominieren zwar britische Unternehmen und Institutionen wie der Nottinghamshire Healthcare NHS Trust oder die Lloyds Banking Group. Doch schon auf dem sechsten Rang liegt mit Baker & McKenzie eine internationale Großkanzlei. Freshfields und Pinsent Masons teilen sich den neunten Platz.

Unter den zehn Top Global Employers sind mit Freshfields und Herbert Smith Freehills ebenfalls zwei Kanzleien vertreten; Simmons & Simmons ist einer der acht "Star Employers", die Stonewall für ihre kontinuierlichen auszeichnet, eine diskriminierungsfreie Arbeitsumgebung zu schaffen, auszeichnet.

Das Stonewall-Ranking beruht auf Eingaben der Arbeitgeber, die aber von der Organisation überprüft werden, unter anderem durch die Befragung von Mitarbeitern.

Neue Ranking-Kategorie Unternehmensethik?

Auf den ersten Blick scheint der Stonewall-Index als das unwichtigste unter den Arbeitgeber-Rankings: Es bezieht sich nicht auf Deutschland, sondern auf Großbritannien, und mit homo- und bisexuellen Juristen wird nur eine Teilmenge aller Bewerber angesprochen. Doch ein Ergebnis der Trendence-Umfrage lässt aufhorchen: "Für knapp drei Viertel der Nachwuchsjuristen ist die Unternehmensethik eines potenziellen Arbeitgebers wichtig", heißt es dort nämlich.

Auch andere Marktbeobachter stellen immer wieder fest, dass für Bewerber die Haltung der Kanzlei zu den Themen rund um Corporate Social Responsibility und Diversity eine große Rolle spielt.

Und nicht nur das Arbeitsumfeld, sondern auch die Art der Arbeit, sprich die Mandate einer Kanzlei, sind entscheidend. "Rund die Hälfte der Befragten möchte nicht gezwungen werden, ethisch schwierige Mandate zu bearbeiten", heißt es bei Trendence. "Ein Drittel der Bewerber möchte erst gar nicht bei einer Kanzlei arbeiten, die derlei Mandate betreut – unabhängig davon, ob sie sie selbst bearbeiten müssten."

Hohe Ansprüche, die die Bewerber an ihre Kanzleien stellen: Nicht nur das Gehalt soll stimmen, sondern auch die Moral. Vermutlich muss die Kanzlei, die alle Kriterien erfüllt, erst noch gegründet werden. Ein Arbeitgeber-Ranking aber, das Unternehmensethik bewertet, würde wohl eine Marktlücke schließen.

Zitiervorschlag

Anja Hall, Arbeitgeber-Rankings für Juristen: . In: Legal Tribune Online, 10.03.2015 , https://www.lto.de/persistent/a_id/14894 (abgerufen am: 23.11.2024 )

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