3/3 "Werke brauchen Zeit um zu wirken"
So wie bei vangard. Die Arbeitsrechtssozietät lässt die Werke, die sie extra für die Veranstaltung in den Hamburger Kanzleiräumen kommen lässt, bis zu zwei Monate für Mitarbeiter, Mandanten und Besucher hängen. "Die Werke brauchen Zeit um zu wirken", meint der Partner Henning Müller. "Außerdem haben die Bilder positive Auswirkungen auf das Arbeitsklima. Sogar diejenigen, die sich anfangs neutral bis skeptisch zeigten, merken plötzlich, dass etwas fehlt, als die Bilder wieder abgehängt wurden. Die Kunst hinterlässt ihre Spuren in den Menschen."
Doch der Hauptgrund, weshalb Müller die Add Art vor drei Jahren in die Kanzlei geholt hat, ist ein anderer: "Wir finden es großartig, auf diese Art junge Künstler zu fördern. Das passt zu unserer Kanzleiphilosophie, die großen Wert auf die Nachwuchsausbildung legt", sagt Müller. Die Kanzlei hat daher die Option gewählt, Kunst von Studierenden der HAW Hamburg temporär in ihren Räumen zu zeigen.
"Wir möchten jungen Künstlern eine Plattform bieten, denn für sie gibt es nur wenige Möglichkeiten, vor Publikum auszustellen." Werden die Künstler ausgewählt, produzieren sie schon mal weitere Werke, um die langen Flure in der Sozietät auch zu füllen. vangard montierte für diesen Zweck extra Galerieleisten und Nylonschnüre.
Kunst als Corporate Identity
"Für die Anwälte ist es inspirierend, bei der Betrachtung der Bilder von den üblichen Denkmustern abzuschweifen. In andere Gedankenwelten einzutauchen, ist spannend", erzählt Müller. Spannend ist für ihn auch der Moment, wenn die Werke in die Kanzlei gebracht werden. Manch provokante Kunst lässt reichlich Diskussion entstehen, andere Bilder verzücken beim Betrachten.
Neben vangard, Buse Heberer Fromm und Chatham Partners nahmen an der diesjährigen Add Art weitere Hamburger Kanzleien teil. KSP Rechtsanwälte gewähren Einblicke in eine Dauerausstellung eines Künstlers, der seine Kunst als 'Skurrilen Irrationalismus' bezeichnet. Und in der Boutique für Medien- und Urheberrecht Art Lawyer konnten Interessierte die private Sammlung des Anwalts Jens O. Brelle betrachten. Brelle fördert Nachwuchskünstler mit spontanen Käufen. Seine Kunstliebe geht so weit, dass er sich gar sein privates Wohnhaus von Künstlern umgestalten ließ.
Bei Chatham Partners ist die Gruppe mittlerweile wieder im Eingangsbereich angekommen. Dort hängt ein großes, quadratisches Bild eines mexikanischen Künstlers. Blassrote geometrische Formen ergänzen sich zu einem großen runden Gebilde, welches laut der Kunsthistorikerin die "Gesamtheit der Kunst und alles was sie ausmacht" darstelle. Auch die Anwälte schien das Bild nachhaltig zu beeindrucken, denn es ist in die Corporate Identity der Kanzlei eingegangen. Legt man alle Visitenkarten nebeneinander, entsteht wieder genau dieses Gemälde. In diesem Moment verschmelzen Kanzlei und Kunst miteinander.
Désirée Balthasar, Anwälte als Kunstförderer: . In: Legal Tribune Online, 29.11.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/21294 (abgerufen am: 07.11.2024 )
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