2/3 Zerquetschte Bananen im Konferenzsaal
Unternehmen und Kanzleien beherbergen nicht nur private Sammlungen. Die Corporate Sammlung von Buse Heberer Fromm beispielsweise wurde so groß und der Künstler derart berühmt, dass eigens dafür eine Stiftung gegründet wurde. Einer der Gründungspartner von Buse bewies vor Jahrzehnten ein glückliches Händchen mit der Wahl des Künstlers, den er damals förderte. Dieser bekam in den früheren Räumen der Kanzlei ein eigenes Atelier und sogar Wohnräume zur Verfügung gestellt. Die Werke hängen heute im New Yorker Museum of Modern Art oder im Tate Britain in London. Geschaffen wurden sie von Dieter Roth.
Roths Schimmelmuseum befand sich in den früheren Buse-Räumen in Hamburg, bevor es abgerissen wurde. Heute steht dort das Dieter Roth Museum, ein Privatmuseum mit angegliedertem Werkarchiv. "Bei uns in der Kanzlei hängt ausschließlich Dieter Roth. Einige der Werke sind sogar bei Hamburg-Aufenthalten des Künstlers direkt in unseren Räumen entstanden. Ein Kurator sorgt dafür, dass die Zusammenstellung der Werke stimmig ist", sagt Dr. Christina Berking, Partnerin bei Buse. "Ab und zu hängen wir um, das regt die Sinne an."
Anders als die Kanzlei ist die Dieter Roth Foundation stets für die Öffentlichkeit geöffnet. "Wir nehmen an der Add Art teil, damit die Werke in unseren Räumen auch von anderen Menschen besichtigt werden können. Nach der Führung sind alle begeistert, dass sie diesen Schatz entdeckt haben", erzählt Berking. "Manche kommen dafür extra von sehr weit her."
"Kunst als Eisbrecher"
Die Kunstwerke sind nicht nur schön anzuschauen, sondern helfen auch bei den kleinen Herausforderungen des Anwaltsalltags. Etwa dann, wenn gegnerische Parteien im großen Meetingraum aufeinandertreffen und niemand weiß, wie man das Gespräch beginnen könnte. "Dann wirkt die Kunst als Eisbrecher", sagt Berking. "Im Konferenzraum hing jahrelang eine durch eine Druckerpresse gezogene Banane, auf ein weißes Tuch gepresst, direkt über dem Tisch. Über vier Meter lang und 60 Zentimeter breit. Heute hängen dort bunte Zuckermatten", erzählt die Kunsthistorikerin und Anwältin für Urheberrecht. "Über derart ungewöhnliche Werke entsteht oft ein ungezwungenes Gespräch."
Das würde Add Art-Initiator von Barby erfreuen: "Ich empfinde es als wichtig, vor allem auch diejenigen anzusprechen, die sich nicht jeden Tag mit Kunst beschäftigen." Dass er dieses Ziel erreicht hat, merkt von Barby daran, dass die Werke mittlerweile länger in den Unternehmen verbleiben, weit über den Zeitraum der Add Art hinaus.
Désirée Balthasar, Anwälte als Kunstförderer: . In: Legal Tribune Online, 29.11.2016 , https://www.lto.de/persistent/a_id/21294 (abgerufen am: 08.11.2024 )
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