Am Montag kündigte Angela Merkel an, den Parteivorsitz der CDU abgeben zu wollen. Prompt bringen sich drei Nachfolger in Stellung. Einer von ihnen ist Friedrich Merz – nicht nur in der Politik, sondern auch in Anwaltskreisen sehr bekannt.
Nach den herben Stimmverlusten der CDU bei der Landtagswahl in Hessen will Angela Merkel den Parteivorsitz abgeben und sich 2021 ganz aus der Politik zurückziehen. Wer ihr an der CDU-Spitze nachfolgt, könnte auf dem Parteitag Anfang Dezember in Hamburg entschieden werden. Auch Friedrich Merz will seinen Hut in den Ring werfen und neuer Partei-Chef werden, berichtete zuerst die Bild-Zeitung. Der 62-jährige Sauerländer ist nicht nur als Politiker, sondern auch als Wirtschaftsanwalt bekannt
Merz war von Februar 2000 bis September 2002 Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag. Nach der Bundestagswahl 2002 übernahm Angela Merkel den Fraktionsvorsitz, und Merz wurde zu ihrem Stellvertreter gewählt. Im Dezember 2004 trat er, der als Gegenspieler von Merkel galt und ihren liberalen Kurs kritisierte, von seinen politischen Ämtern zurück – und stieg zum Januar 2005 bei der internationalen Wirtschaftskanzlei Mayer Brown ein.
Wichtige Mandate für Wepa und die WestLB
Wenn Politiker in Rechtsanwaltskanzleien wechseln, dann steigen sie meist mit dem Status eines Of Counsel ein. In der konkreten Mandatsarbeit tun sie sich selten hervor, im Zentrum ihrer Tätigkeit stehen vielmehr das Netzwerken und die strategische Beratung, insbesondere im Blick auf regulatorische und gesetzgeberische Themen. Für Merz, einen anerkannten Finanz- und Steuerexperten, galt das nicht. Er war Equity- Partner in der Corporate-Praxis von Mayer Brown; unter anderem spielte er eine zentrale Rolle bei der Restrukturierung des Papierproduzenten Wepa.
Stärker im Fokus der Öffentlichkeit stand er als "Veräußerungsbeauftragter" der WestLB: 2010 wurde Merz vom Bund damit beauftragt, einen Investor für die marode Landesbank zu finden. Allerdings scheiterte ein Gesamtverkauf, und die WestLB wurde zerschlagen. Merz' Mandat endete im Mai 2011, als Verkaufsverhandlungen mit der HSBC Trinkaus über Teile der WestLB begannen. In der Öffentlichkeit heiß diskutiert wurden damals die Honorarsätze von 5.000 Euro pro Tag, die Merz erhalten haben soll. Zudem soll Mayer Brown nach Recherchen von stern.de für die Beratungstätigkeit eines 14-köpfigen Anwaltsteams knapp elf Millionen Euro in Rechnung gestellt haben.
Rückzug aus der Partnerschaft 2014
Bei seiner Kanzlei übernahm Merz 2011 die Leitung der deutschen Corporate/M&A-Praxis, diese Funktion hatte er drei Jahre inne. Dann, im Jahr 2014, stieg er aus der Equity-Partnerschaft aus und ist seither Senior Counsel der Kanzlei. Damals sagte er dem Branchenmagazin Juve, er wolle sich verstärkt auf seine Aufsichtsratsmandate, vor allem bei Wepa, konzentrieren. Merz hat in der Tat eine ganze Reihe von Aufsichtsratsmandaten inne: Seit März 2016 etwa ist er Aufsichtsratschef der deutschen Tochter des Vermögensverwalters Blackrock. Im Dezember 2017 übernahm er auch den Aufsichtsratsvorsitz beim Köln-Bonner Flughafen. Zudem gehört Merz unter anderem den Aufsichtsräten des Axa Konzerns, der Deutschen Börse und von Stadler Rail an.
Ob Merz wieder in die Politik zurückkehrt, wird sich in wenigen Wochen zeigen, wenn der CDU-Parteitag einen neuen Parteivorsitzenden wählt. Er hat prominente Mitbewerber: Wie unter anderem tagesschau.de berichtet, wollen auch die CDU-Generalsekretärin Annette Kramp-Karrenbauer und Gesundheitsminister Jens Spahn für den Parteivorsitz kandidieren.
Rückkehr aus der Kanzleiwelt in die Politik?: . In: Legal Tribune Online, 29.10.2018 , https://www.lto.de/persistent/a_id/31763 (abgerufen am: 16.11.2024 )
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